Osterbrauchtumstage

Die christliche Lehre liefert uns zu Ostern zwei katastrophale Tage und zwei triumphale Tage. Alles in allem starker Tobak. Ich bin damit groß geworden. Katholisch erzogen im Ruhrgebiet trat ich nach wirklich gründlichem Nachdenken mit 16 aus der Kirche aus. Mein Kaplan schüttelte mir zum Abschied die Hand.

Das erlaubte es mir, mich nachfolgend eher mit dem Brauchtums-Ostern zu beschäftigen: mit Hasen, Nestern, Eiern und Hühner und was allem sonst noch dazu gehört. Eine weihnachtswehmütige Stimmung kommt aber zu Ostern nie bei mir auf. Mag auch am Wetter liegen. Meine Lebenserfahrung sagt: Es ist 13 Grad und es regnet an Ostern. Das muss so sein.

Nun verspricht allerdings der Wetterdienst, dem ich natürlich auch schon lange nicht mehr glaube, ein echtes Goethe Ostern. Ihr wisst schon. Schauen wir mal.

Da es vielen Poeten wohl geht wie mir, gibt es die nächste drei Tage ein wenig leichte Osterkost. Sie liefern die Texte, ich die Bilder dazu. Hat Spaß gemacht.

Am Ostermontag ist dann Balladentag bei Christiane, auch immer ganz toll. Da freue ich mich auf alle eure Balladen.

Fangen wir an mit Mörike und der klassischen Osterfrage.

(Bild Ola & Midjourney)

*

Auf ein Ei geschrieben
Ostern ist zwar fast vorbei,
Also dies kein Osterei;
Doch wer sagt, es sei kein Segen,
Wenn im Mai die Hasen legen?
Aus der Pfanne, aus dem Schmalz
Schmeckt ein Eilein jedenfalls,
Und kurzum, mich tät’s gaudieren,
Dir dies Ei zu präsentieren,
Und zugleich tät es mich kitzeln,
Dir ein Rätsel draufzukritzeln.
 
Die Sophisten und die Pfaffen
Stritten sich mit viel Geschrei:
Was hat Gott zuerst erschaffen,
Wohl die Henne? Wohl das Ei?
 
Wäre das so schwer zu lösen?
Erstlich ward ein Ei erdacht:
Doch weil noch kein Huhn gewesen,
Schatz, so hat’s der Has‘ gebracht.

Eduard Mörike