Dies ist kein schweres Buch, kein großes Buch. Es ist ein kleines, leichtes Buch, das gerade deshalb mit Freude zu lesen ist.
Der Antiquar Johan Andersson verliert die Liebe seines Lebens, gerade mal 14 Tage nachdem er sie kennen gelernt hat, bei einem Fährunglück. Er kann es einfach nicht fassen und macht sich auf die Suche nach ihr. Ist sie wirklich tot? War ihr Name echt? Wie gut kannte er sie eigentlich?
Die Suche verändert sein Leben. Er gibt sein bisheriges Leben auf und betreibt ein Antiquariat mit Café in einem kleinen Ort auf dem Lande. Manche halten ihn für verrückt. Sieht man ihn doch Selbstgespräche führend durch die Gänge des Supermarkts wandern.
Was sie natürlich nicht wissen: Johan erscheinen die Figuren aus seinen Lieblingsromanen wahrhaftig und in Person und äußern sich zu seiner Suche. Mal aufmunternd, mal ablehnend, aber immer kryptisch und geheimnisvoll. Nur winzige Hinweise führen von einem zum anderen. Wie z.B. der dringende Vorschlag in dem kleinen Laden den Räucherfisch zu kaufen statt der Schokoladenkekse. Wieso? Das müsst ihr schon nachlesen.
Es macht Freude mit zu raten, wer denn dieses Mal aus den Seiten der Bücher gehüpft ist. Johan beschreibt die Gestalten immer recht genau, bevor das Rätsel aufgelöst wird. Kein Problem Cyrano an seiner Nase zu erkennen, auch das weiße Kaninchen mit Karoweste dürfte wohl niemandem Probleme machen. Und wer platziert denn fix den schwarzen Pudel (Der große pechschwarze Pudel scheint zu lächeln: Kapitelüberschrift) an seine richtige Stelle?
Recht stolz war ich im übrigen als ich den Tippgeber zu der Räucherfischnummer gleich an seiner Beschreibung zu erkennen vermochte: „Er war nicht besonders groß gewachsen und trug eine Nickelbrille, kurz rasiertes graues Haar und einen dunklen Anzug. Er strahlte eine innere Zerrissenheit aus und mochte um die 50 Jahre alt sein.“ Ganz klar, das hier Harry Haller aus dem Steppenwolf ein unverkennbare Ähnlichkeit zu seinem Schöpfer aufweist.
Es gibt ein Happy End für Johan. Das kommt vielleicht ein wenig plötzlich, aber, na ja… Und natürlich ist auch daran ein Buch beteiligt. Wer also will bestreiten, dass Bücher wie Liebe etwas Magisches haben…
Lars Simon: Das Antiquariat der Träume. dtv 2020. ISBN 978-3-423-21931-0