Sachtes Morgenrot mit staubgrauen Wölkchen. Ein November Tagebuch.

9. Novemer 2020

Von Viechern mit Federn, Schuppen und Pelz

Es hat geregnet heute Nacht und die Nässe schimmert silbern im zaghaften Morgenlicht. Ich erwische den Reiher an Nachbars Teich. Ich muss die Nachbarn mal fragen, wenn sie ihre Kois das letzte Mal gezählt haben.

Heute früh ist Mäuschen Fangtag. Irgendwo im Hauswirtschaftsraum sitzt so ein kleiner Racker und knispert und knuspert laut vor sich hin. Nun räumen wir aus. Sie könnte natürlich auch in der Wand sitzen, wir suchen nach kleinsten Öffnungen in Wand und Boden. In dem Raum laufen die Heizungsrohre auf Putz und müssen ja irgendwo aus dem Keller kommen. Auf dem Dachboden stehen noch Mausefallen, aber sie sind nicht mein Mittel der Wahl. Vertreibung wäre besser. Schließlich biete ich ihnen ein warmes Quartier im Heizungskeller für den Winter. Wir müssen da zu einer Übereinkunft kommen. Ich werde weiter berichten.

Es grünt so grün – mitten im November?

Beim Morgenspaziergang entdecken wir, dass die ganze Landschaft bis zum Dorf hinunter wieder Frühlingsgrün ist. Nichts mehr mit schmutzigbraunen, lehmigen Brachfeldern.

Nun lebt man ja lange genug auf dem Land, um zu wissen, was Zwischengrün oder Gründüngung ist. Aber diese hochschießende, blühende Kraut mitten im November?

Es ist heute eine weitverbreitete Gründüngung: Gelber Senf. Anspruchslos und unproblematisch bleibt er nach Absterben der Pflanze einfach liegen und wird dann gemulcht. In den Mulch werden Mais oder Zuckerrüben gesät. Dazu bekämpft er als Fangpflanze Nematoden.

Tatsächlich produziert diese Pflanze aber auch die weißen Senfkörner und kann auf dem Balkon gehalten werden.

Wir mussten sie nachschlagen, aber wir sind ja zum Glück immer mit der Flora Inkognita App unterwegs. Also – alles schnell geklärt.

Und dann schenkt und der Himmel noch ein paar schöne Wolkenformationen, die Sonne kämpft immer noch mit blaugrauen Wolkenbänken.

Dit und Dat

Zum Frühstück gibt’s selbstgemachte Weißwurst und selbstgebackenes Brot und Markknochen für die Hunde. Zufriedenheit breitet sich aus.

Update: Wir fanden ein großes Loch in der Wand hinter der Sauna, wo die Heizungsrohre ins nebengelegene Zimmer führen. Da liegen die Rohre hinter Rigips. Wir haben das Loch mit Bauschaum verschlossen (unheimliches Zeug, das wächst und wächst und wächst) und hoffen, das es sich um die Mäusetür handelte. Kurz habe ich mir Gedanken gemacht, ob wir jetzt wohl eine ganze Familie dem Hungertod ausgeliefert hätten, aber ich fürchte, das die Süßen in einer Menge der über 200 Jahre alten Wände ganze Feten feiern. Wenn sie jetzt brav sind und nicht aus dem gesamten Bauschaum Nester bauen, sind sie den Fallen fürs erste entgangen. Mit Speck fängt man Mäuse? Wer schon mal welche hatte, weiß, dass heutzutage Nutella Kleckse das Mittel der Wahl sind. Da wachsen Generationen von Fast Food Mäusen heran.

Nun muss der Liebste mit Paulchen in die Hundeschule. Der neueste Rückruf Trick besteht darin laut „Und Tschüss“ zu rufen, dabei zu winken und sich umzudrehen, um in die entgegengesetzte Richtung davon zu stapfen. Unglaublich, das kommt das schwarze, glänzende Untier wie eine Kanonenkugel angeschossen, Reh hin, Fremdhund her.

Dann natürlich KLICK und Leckerli. Da es zum Trainieren etwas extra Leckeres sein muss, trägt der Meinige jetzt immer Wiener Würstchen Stücke in der Jackentasche umher. Das ist auch gewöhnungsbedürftig. Ok, er hat sich jetzt für eine extra Gürteltasche entschieden.

Nein, ich werde die Nachrichten jetzt nicht lesen. Vielleicht heute Abend.

Gerade ein Hörbuch angefangen. Robert Harris: München. Das Abkommen. Ist so spannend, dass ich die nächsten Tage wohl eine Runde weiter fahre mit dem Auto. Die Zusammenfassung hab ich bei Amazon geklaut: September 1938. In München treffen sich Hitler, Chamberlain, Mussolini und Daladier zu einer kurzfristig einberufenen Konferenz. Der Weltfrieden hängt am seidenen Faden. Im Gefolge des britischen Premierministers Chamberlain befindet sich Hugh Legat aus dem Außenministerium, der ihm als Privatsekretär zugeordnet ist. Auf der deutschen Seite gehört Paul von Hartmann aus dem Auswärtigen Amt in Berlin zum Kreis der Anwesenden. Den Zugang zur Delegation hat er sich erschlichen. Insgeheim ist er Mitglied einer Widerstandszelle gegen Hitler. Legat und von Hartmann verbindet eine Freundschaft, seit sie in Oxford gemeinsam studiert haben. Nun kreuzen sich ihre Wege wieder. Wie weit müssen sie gehen, wenn sie den drohenden Krieg verhindern wollen? Können sie sich überhaupt gegenseitig trauen?

Ich finde, es war ein guter Montag. Na ja, er ist ja noch nicht zu Ende. Drückt die Daumen.

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