Baarz, Kietz, Wootz oder Kopfweiden, Alleen und Störche

Wir sind auf der „anderen“ Seite der Elbe. Dort, wo in meiner Kindheit die Welt in der Mitte der Elbe aufhörte und am anderen Ufer nur Brachland, Wachtürme und Patrouillenboote zu sehen waren. Heute sind die Elbtalauen ein echtes Auenland – mit der oberen Auenbehörde in Lenzen. Jahrzehntelang konnte sich die Natur hier ungestört entwickeln. Hier gibt es z.B. die größte Anzahl von Weißstörchen in Europa. Und Schwarzstörche.

Kleine Dörfer reihen sich zwischen Landstraße und Elbedeich auf. Unseres ist verträumt, alt, gepflegt und einfach nur schön. Mit Weihern und Schwänen, Storchennestern, einer kleinen Kirche und ausschließlich einspurigen Straßen, die allesamt Pappelweg heißen, bis auf den Fährweg, der hinunter führt zur ehemaligen Fähre. Diese hier wurde nicht wieder in Betrieb genommen. Heute ist hier ein wunderschöner Elbestrand.

Hier ist jede noch so kleine Straße eine Allee. Kopfweiden sind markante Hingucker. Die Weiden sind endlos, extensive Viehhaltung, alle Kühe haben gerade Kälber. Am Montag haben wie auf Kommando alle Landwirte begonnen Heu zu machen. Die Welt duftet, die Störche feiern ein Fest.
Wann habt ihr zuletzt eine galoppierende Kuhherde gesehen? Diese Kühe hier ziehen schnell, trinken ihr Wasser direkt aus dem Fluss, galoppieren, springen und toben. Bulle, Kälber, Kühe: ihre Weiden sind Quadratkilometer groß. Keiner Ahnung, wie das funktioniert. Was ich gelernt habe, ist, dass zumindest stallgehaltene Kühe innerhalb einer Woche bereits auswildern und beschließen, ihr eigenes Leben zu führen.

Hier auf dem Land sind vielleicht 80 % aller Häuser liebevoll restauriert. Nicht aber die Scheunen, Ställe, Schuppen. Lost Places sind hier kein Anziehungspunkt für Fotografen. Es gibt so viele.

In den kleinen Städten herrschen die krassesten Gegensätze. Wie z.B. in Lenzen. Es gibt hochgestochene Hotels in den alten Burgen und Parks, jedes Haus wurde mit seiner Geschichte beschildert, neue Parkplätze angelegt, öffentliche Plätze begrünt, Statuen aufgestellt. Aber in den Straßen sind nur 60 % der Häuser überhaupt bewohnt. Viele, auch die als Denkmal deklarierten, verfallen einfach.

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Andere Städte mit ein paar Sehenswürdigkeiten sind besser aufgestellt. Wie Dömitz mit seiner Feste, der alten Brücke und einem kleinen Elbhafen. Oder natürlich Ludwigslust, das komplett durchrestauriert ist. Die Touristenfotos aus Ludwigslust habe ich mir gespart. Sehenswert ist es dennoch.

Hier gibt es nur Landwirtschaft und ein wenig Tourismus. Häuser werden zu Ferienhäusern umgebaut, der Elberadweg auf der Deichkrone komplett neu angelegt und beschildert. Aber das unendlich weite Land gehört den Störchen und den Kühen. So viel Land – so weit das Auge reicht.

Das ist mein Lieblingsplatz: direkt an der Elbe.

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