Einen echten Kultplatz besuchten wir mal wieder auf unserer Fahrradtour gestern am Rhein.
Am Fähranleger Kornsand ist fast zu jeder Tageszeit gut was los. Der Blick auf die gegenüberliegenden Weinberge wird untermalt von den automatischen Schussgeräuschen zum Verscheuchen der Vögel aus der Ernte. Diesseits hat sich bereits ein malerisches Völkchen versammelt aus Radlern, Bikern, Spaziergängern und Schauspielern. Der Platz vor dem Fährstübchen ist nämlich eine einzige große Bühne.
Der Platz zwischen dem lila Stübchen und altem Baum mit Blick auf den Rhein ist nicht nur Biker Treff, sondern auch Laufsteg. Wenn ihr euch ein wenig Zeit nehmt und euch einen Kaffee gönnt (ist gut, bitte versucht nicht Cappucino zu bestellen), dann könnt ihr mit Sicherheit noch 2-4 flotte Cabrios, eine alte NSU und einen echten Oldtimer samt perfekter Kleidung des Fahrers bewundern.
Bei Bratwurst oder Burger (Schweinefleisch steht extra auf der Karte und es handelt sich um lecker selbstgemachte Frikadellen) lasst ihr euren Blick über eine äußerst vielfältige Sammlung von E-Bikes schweifen. Vom Mini Dreirad mit Tiefeinstieg bis hin zur motorisierten Seifenkiste ist so ziemlich alles vertreten.
Am Strand unterhalb wird gebuddelt und gefischt.
Gleich nebenan die zugewucherte ehemalige Kiesverladestelle. Alles verrammelt. Besonders sehenswert das Schild mit dem Hinweis: „Bedrohliche Lebensgefahr durch Ertrinkung“. Mein Rad steht auf der ehemaligen Waage.
Also alles in allem ein echter Ausflugstipp. Am Wochenende wird die Schlange vorm Stübchen schon mal recht lang.
Aber auch sonst ist die Gegend echt schön, vor allem zum Fahrradfahren. Der neue Fahrradweg läuft hinter dem Deich, streckenweise kann man auf der Deichkrone fahren. Ab und zu lohnt sich ein Abstecher durch das Naturschutzgebiet hinunter an den Rhein. Etwas Entdeckermut braucht es schon, das „“Lercher Loch“ zu finden. Das ist so etwas wie ein Rheinausstülpung. Sieht aus wie ein See, hat aber eine direkte Verbindung zum Fluss.
Bleiben noch zu erwähnen der alte Kran und die Fußgängerfähre zur Insel Langenaue. Am anderen Ende der Insel liegt ein Campingplatz mit Büdchen. Ein beliebter Platz zum Sonnenuntergang am Wasser. Ahh und nicht zu vergessen der „Fischmaster“, ein Fischzuchtbetrieb mit Speisekarte etwas weiter im „Inland“. Viel guter Fisch. Eine schöne 35 km Runde von der Nato Rampe bei der Ginsheimer Schiffsmühle aus.
Fein, wie oft bin ich da schon mit Rad und Roller vorbeigekommen, aber ich habe es nie geschafft, einmal anzuhalten, außer eben um auf die Fähre zu warten. Bei unserer Fahrradtour, die in Nierstein begann verabredeten wir uns an der Fähre. Als ich vom rheinhessischen Hinterland aus ankam, war niemand da. Aber es dauerte nicht lang, da sah ich die Jungs, mir vom gegenüberliegenden Biergarten zuwinken.
Ein schöner Bericht – vielen Dank dafür.
Ich bin in dieser Gegend gross geworden. Einige Anmerkungen sind mir vielleicht erlaubt. Ganz in der Nähe der Fähre in einer Seitenstrasse befindet sich nach etwa 200 Metern links die Erinnerungstätte für Niersteiner Bürger, die in den allerletzten Kriegstagen von brutalen Nazischergen mit Blick auf ihre Heimatstadt durch Genickschüsse ermordet worden sind.
Der Kiosk an der Fähre war früher mal ein Treffpunkt für Fahrer:innen von alten klassischen Motorrädern. Bedauerlicherweise geben sich heute vorwiegend ältere Männer auf us-amerikanischen Krawallmotorrädern hier ein Stelldichein.
Etwa dreihundert Meter stromaufwärts befndet sich das Zeppelindenkmal. Es erinnert an einen Zeppelinflug 1931 (?) und danach kommt man an die Natorampe (für alle Fälle). Noch etwa einen Kilometer weiter befindet sich der Hinweis auf die untergegangene Siedlung Wächterstadt. Und danach kommt man schon bald an den Kühkopf.
Auch einem relativ umgrenzten Gebiet kann man sehr viel entdecken und erleben.
Schöne Grüsse
Robert