Die Runde, die wir heute mit den Rädern machen, gehört zu meinen stadtnahen Lieblingstouren. Sie ist Natur pur, ein Naturschutzgebiet nach dem anderen und landschaftlich total abwechslungsreich. An ihrem Weg liegen nicht nur viele Seen, sondern auch einige Biergärten 😊.
Und wir bekommen ein unverdientes Extra, des einen Leid… Die Tour liegt südlich des Frankfurter Flughafens, auf einigen Etappen nichts für Lärmempfindliche. Heute – eine geradezu beunruhigende Ruhe. Das Lufthansa Bodenpersonal streikt und lässt mal eben 92.000 Passagiere am Boden stehen. Und fordert 9,5 % mehr Gehalt. Ich sage nichts dazu.Wir genießen die Ruhe.
Wir starten gleich mit dem ersten See, dem idyllisch gelegenen Grundwiesensee mit dem gesunkenen Schiff. Nein, eigentlich habe ich keine Ahnung, was das ist, aber der Gedanke gefällt mir. Wir fahren kilometerweit durch Kiefernwälder.
Und urplötzlich kreuzt ein Zaun den Weg. Das ist das Ende der Startbahn West. Der Weg schlängelt sich unbekümmert darum herum und führt durch die hier noch grüne Landschaft wieder in den Wald hinein.
Auf den Schneisen wuchert der Farn, der verblühte Ginster duftet immer noch, die Heide blüht. Alles, was „Gras“ im Namen hat, ist längst verdorrt. Und auch der Farn weist – je nach Standort und Sonneneinstrahlung – große braune Flächen auf.
Der Weg wird immer verwunschener. Dann erreichen wir die Odenwaldhütte. Kultstätte. Nur per Pedes oder Bike zu erreichen. Eine wildromantische Anlage. Liebevoll vom Wanderverein betrieben. Die Suppe kocht auf einem alten Holzofen. Rast für uns. Gegen 12 Uhr mittags ist es noch recht leer. Die Rentnerband – mit dem Fahhrad unterwegs – ist bereits bei der zweiten Runde Schnaps. Es geht ihnen prächtig an diesem Schäfchenwolkentag mitten im Wald.
Ich bestelle Wiener Würstchen und bekomme als Zugabe eine dicke, selbstgekochte Hühnerbrühe dazu. Wieso? Ich frage nicht nach und löffle sie brav aus zu meinem halben Liter Sauer Gespritztem, in dem sich offensichtlich alle Wespen des Waldes ertränken wollen. Ich rette, was zu retten ist und verhindere den weiteren Zugang zum Stöffche.
Rund um die Hütte gibt es große Felder der Asiatischen Kermesbeere. Sie sehen vor allem in der Fruchtphase beeindruckend aus. Vögel mögen ihre Beeren. Diese Pflanze mag es warm. Wir werden in den nächsten Jahren mehr davon sehen.
Das nächste Naturschutzgebiet, das wir durchradeln, ist der Mönchbruch. Ein Feuchtgebiet mit weiten Wiesen und Wasserläufen. Die sind fast alle trocken gefallen. Dennoch ist es hier noch grün. Im Jagdschloß Mönchbruch wird geheiratet. Es gibt ein Restaurant mit rotem Teppich, aber auch einen schönen Biergarten unter alten Bäumen.
Hier geht es über eine Bundestraße und von nun an ist wieder alles Mischwald. Die Bahnlinie überqueren wir an diesem interessanten Bahnübergang. Schranke öffnet auf Zuruf. Abmelden soll man sich auch.
Auf zum nächsten See. Das kristallklare Wasser des Bornbruchsees macht Lust aufs Baden. Tun wir nicht. Aber es gibt eine Menge Zugänge zu Ufer, einen Platz für Nackedeis und alles ganz inoffiziell und ohne Aufsicht. Das angrenzende Kalksandsteinwerk ist höchst aktiv und gleich dahinter liegt ein großes Umspannwerk. Kann auch mal schön sein, oder?
Hinter der No 64 verbergen sich unsere letzten Seen auf dieser Tour, der Schnepfensee und der Oberwaldsee.
Die Blau- und Grünfärbungen sahen genau so aus im Sonnenlicht. Der letzte Biergarten an der Strecke war noch geschlossen. Auch gut. Abendessen gibts indoor heute. Keine Wespen, die sich ein Stück vom panierten Schafskäse abschnippeln. War eine schöne Tour.
Da ist es aber schön!
Ja, das hätte ich dem Frnakfurter Süden auch nicht zugetraut, bevor ich hier her gezogen bin.