Lost Place – Das alte Polizeipräsidium

So um 1914 baute man am Rande der Stadt auf einem Feld ein imposantes Gebäude: das neue königliche Polizeipräsidium der Stadt Frankfurt. Der Stil: zwischen Neobarock und Neoklassizismus gepaart mit einer Menge schnöder Sachlichkeit. Die Mixtur aus Pracht und Macht mag der Schrecken der Verbrecher gewesen sein, hielt aber der Entwicklung Frankfurts nie stand.

Foto Karten Ratzke 2013

So wurde es um Anbau und Anbau ergänzt. Im Zweiten Weltkrieg zur Hälfte zerstört und wieder aufgebaut. 1960 erhielt es seinen letzten Erweiterungsbau. Inzwischen lag das Gebäude inmitten der Stadt und das Areal umfasste 15.000 Quadratmeter und über 3.000 Menschen gingen täglich ein und aus.

Es liegt in einem der besten Areale der Innenstadt: zwischen Westend und Bankenviertel an der Friedrich Ebert Anlage.

2002 war es wieder so weit: es platzte aus allen Nähten. Der ganze Apparat zog einfach um. Seit 2002 steht das riesige Gebäude leer.

Investoren hatten es schwer. Lange war der Verlauf einer neuen U-Bahnstrecke unklar. Zudem ist eine Sprengung der Gebäude in dieser Lage nicht möglich. Und Fassade und Foyer stehen unter Denkmalschutz. Nachdem aber ein 212 Millionen Deal aber endlich unter Dach und Fach ist, sind die Lost Place Touren begehrt.

Es ist wirklich die aller letzte Gelegenheit. 20 Jahre lang hat man nach der Räumung des Gebäudes alles versucht, um Eindringlinde aus dem Gebäude fern zu halten. Eine fast unlösbare Aufgabe. Im ersten Stock sind alle Fenster zugemauert, Zäune und Stacheldraht hoch um das Gelände. Egal zu welcher Tageszeit ist die Besichtigung immer eine Sache von Taschenlampen, Baustrahlern und Helm. Innen sieht es böse aus.

Fangen wir beim Eingang an, der lange schon kein Eingang mehr ist.

Hinter diesem denkmalgeschützten Eingang versteckt sich das Foyer. Eine kleine Sensation.

Auch die Pförtnerloge ist noch da.

Heute betritt man den Komplex über den riesigen Innenhof, der einmal einen Bunker, Parkplätze, Tankstelle und einen vergitterten Eingang für die Anlieferung der Verdächtigen beheimatete.

Zu Beginn des Leerstandes gab es einige Versuche, das Gebäude zu beleben. So gab es einmal eine Bar mit dem Namen „1911“. Sie wurde geschlossen, nachdem Gäste durch das Gebäude irrten und sich den Hals oder vielleicht auch nur das Bein brachen. Offensichtlich gab es einmal eine Messe für Skatebords?? Zeugen davon sind einige schwarz, schrillrot oder sonstwie gestrichene Zimmer. Einer Fernsehcrew, die hier einen Tatort drehte, bedeutete man, überflüssige Requisiten einfach vor Ort zu lassen, das Gebäude würde sowieso abgerissen.

Geschichten über Geschichten ranken sich natürlich um das Präsidium. Wie die über den Polizeipräsidenten der jedem Besucher den eingeschlagenen Schädel der Rosemarie Nitribit präsentierte. Wer die Geschichte nicht kennt, bitte googeln, sie ist unglaublich. Im Zellenblock saß der Hammermörder Gatter ebenso wie Mitglieder der Bader Meinhof Bande.

Obwohl das Gebäude ausgeräumt wurde, gibt es immer noch viele Details, die es wert sind, festgehalten zu werden. Allerdings ist Rumstreunen und Entfernen von der Gruppe strengstens verboten. Es ist wirklich finster und gefährlich. Es gibt eine Fotografentour, die allerdings inzwischen meiner Meinung nach nicht mehr genug hergibt.

Trotzdem bin ich froh, die Tour an diesem historischen Ort gemacht zu haben, bevor hier Büro-und Wohntürme entstehen.

4 Gedanken zu „Lost Place – Das alte Polizeipräsidium

  1. Ich frage mich immer, wieso alles verschmiert werden muss!
    Aber so eine Tour hätte ich auch gerne gemacht!
    Und wie schaut dieser Millionendeal aus? Was vom Gebäude wird erhalten und ins neue integriert?
    VG
    Christa

  2. Erhalten wird das erste Originalgebäude. Es wird saniert. Die weitere Bestimmung ist noch unklar. Der Rest , das sind ca. 75% wird abgerissen. Wohntürme, Bürogebäude 145 Meter hoch. Eine Mall, Kita, Geschäfte, Schulturnhalle….

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