Lost Place – Die Verschwundenen

Erneut fand ich im Hüttenland ein verwaistes Grundstück. Es sind keine pittoresken Bilder, die ich zurück bringe. Dies ist kein Lost Place, der die Schönheit des Verfalls präsentiert.

Es ist, was es ist. Verlassen. Verlassen von heute auf morgen. Die Schränke sind voll. Die Möbel noch alle vorhanden. Bilder, Wanddekos, Fototapete…

Das Bett ungemacht, das Hemd wartet darauf angezogen zu werden, die Kerzen sind nicht herunter gebrannt.

Niemand ist gekommen, um hier aufzuräumen, niemand wollte ein Andenken, niemand wollte das Haus nutzen. Es gehört niemandem mehr. Niemand hat Anspruch erhoben.

Das ist es, was mich an diesen liebevoll gebauten Plätzen immer berührt: Die, die hier lebten, sind verschwunden, verloren gegangen. Niemand denkt an sie, erinnert sich. Menschen verschwinden von dieser Welt von heute auf morgen.

Ich werde verschwinden, ich bin die letzte meiner Familie. Niemand wird ein Andenken an mich haben wollen. All die Dinge aus meinen liebevollen Sammlungen werden – wenn sie nicht das Glück haben auf einem Flohmarkt zu enden – gleich im Feuer landen. Ich werde keine Spuren hinterlassen.

Dieses Haus war – für die Verhältnisse im Hüttenland – einmal recht groß, mit prächtigem Eingangstor und Nebengebäude.

Jetzt vernichtet die Natur die letzten Spuren dieser Menschen, die gerne Äppler und Enzian tranken, bei Kerzenlicht saßen und einen Tisch für viele hatten. Die gerne gärtnerten und draußen waren. Die rustikale Einrichtung schätzten und die Berge.

Vielleicht erinnern sich die Nachbarn noch. Wenn das Nebengebäude auf ihr Grundstück kippt beim Zusammenbruch.

4 Gedanken zu „Lost Place – Die Verschwundenen

  1. Ist irgendwie seltsam dieses Haus, in dem alles so aussieht als wäre der Besitzer nur kurz mal raus, kommt auch gleich wieder zurück und für mich schwer vorstellbar, dass die Bewohner wirklich verschwunden sind. Irgendwie unheimlich sowas, deine Gedanken dazu nachvollziehbar und geht zu Herzen…
    Liebe Grüße, Hanne

  2. Toller Beitrag und es macht so nachdenklich. Ich kann das manchmal überhaupt nicht nachvollziehen, dass man alles so zurück lässt. Am Ende bleibt wirklich so wenig von uns, also umso mehr im hier und jetzt leben. Wenigstens das, lehren uns solche Gebäude.
    Liebe Grüße, Anja und Charly 🙋🏻‍♀️🐶

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