Regentage

Das ist das Schöne an diesen Tagen,

dass der Tag nicht schreit: Geh hinaus,

kehr den Weg, hark das Beet.

Geh an den See, hab Spaß.

Das ist das Schöne an diesen Tagen,

dass man ganz in sich versunken

das Leben durch die Scheibe betrachten kann.

Durch einen glitzernden Silberschleier.

Und man sich den wirklich wichtigen

Betrachtungen hingeben kann.

Zum Beispiel: ob diese Blase dort

schneller platzen wird

als die Schwester neben ihr.

Was nicht schlimm wäre,

weil das Leben heute ganz sicher

zuverlässig Blasen produziert.

Das ist das Schöne an diesen Tagen,

die stille Melodie des Wassers,

wie eine Fuge von Bach

vor der Kirchentür entdeckt,

und angehalten, um zu lauschen.

Das ist das Schöne an diesen Tagen:

das Anhalten, das Innehalten,

das Lauschen, das Hinhören.

Das ist das Schöne an diesen Tagen,

dass die Farben matter

und die Düfte stärker werden,

wie der des Brotes aus dem Ofen

oder des frisch geschroteten Pfeffers.

Das ist das Schöne an diesen Tagen,

eine Kerze anzuzünden,

deren flackerndes goldenes Licht,

sich in den silbernen Tropfen

an der Scheibe spiegelt,

während der Tag langsam älter wird.

Das ist das Schöne an diesen Tagen,

der Zeit Tribut zu zollen,

indem man spürt, wie sie verrinnt.

Und zu empfinden, dass nichts

von diesem Tag verschwendet war.

2 Gedanken zu „Regentage

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