Zechen und Kanäle und nasse Füsse

Heute geht es als erstes zu einer der früher größten Zechen des Ruhrgebiets, der Zeche Ewald. Hier ist Umnutzung noch im vollen Gange. Während die naheliegende riesige Halde inzwischen ein wildgrüner Landschaftspark ist, deren Höhen man in Serpentinen erklimmen kann, ist auf dem Geländer der Zeche Alt und Neu ganz dicht beieinander. Ein Revuetheater, ein Besucherzentrum, internationale Firmen, ein Café – viele Gebäude wurden bereits renoviert und umgenutzt.

Daneben existieren – umgeben von grünen Radwegen – noch große Teile der Zeche so wie sie am Tage der Abschaltung existierten plus Zeitverschleiss eben. Der Reiz der Location entsteht durch das Miteinander von Alt und Neu. An diesem Platz – im Schatten der alten Gebäude – gibt es After Work Clubbing. Ein toller Platz dafür.

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Das alte Schiffshebewerk in Henrichenburg hat tatsächlich fast 2 Quadratkilometer Gelände blickdicht eingezäunt – und hat geschlossen. Ich wusste zwar, dass es geschlossen war, konnte aber nicht ahnen, dass die ohne Eintritt jeglichen Blick von allen Seiten sicher verhindert haben. Was soll den das???
Mit mir enttäuscht ist eine sich professionell gebende Fotocrew, deren Shooting wohl nicht ganz so professionell organisiert war. Morgen ist auch noch ein Tag. Ich wuchte mit Hilfe eines netten Herrn mit einem Bolonka Zwetna (übersetzt: kleiner Puschelhund) mein Bike aus dem hinteren Teil des Sharan und düse mal 10 km den Kanal entlang. War wohl der falsche Kanal. Der Weg war holprig und voll von riesigen tiefen Pfützen. Kein Schiff in Sicht.

Zurück am Hebewerk finden ich einen besseren Kanal. Mit einem hübschen Yachthafen (Motoryachten!) und vielen Lastkähnen. Ich putze das Bike – damit es ins Auto darf – und mich – damit ich später überhaupt ein Hotel betreten kann. Zurück am Parkplatz teile ich meine Erfahrungen mit dem eingezäunten Denkmal mit einem netten Ehepaar aus Dortmund und der nette Herr hilft mir natürlich mein Bike zurück ins Auto zu bekommen. Komisch – es war total einsam auf diesem Parkplatz. Aber immer genau, wenn ich Hilfe brauchte, tauchten da diese netten Herren auf. Gottseidank scheine ich derweil ausreichend alt und zerbrechlich zu wirken. Das E-Bike ist nämlich verdammt schwersperrig.

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Zumindest die Alte Schleusenanlage sehe ich mir noch an, nachdem ich den Weg auf die andere Seite des Schleusenparks gefunden habe. Auch ganz schön beeindruckend. Die Fotoaufnahmen wurden etwas behindert durch das besagte Profishooting mit Scheinwerfen und einem dunklen Modell mit weißen Zöpfen bis zur Hüfte, deren Hauptbewegung in einem professionellen Schwingen der lange Zöpfe bestand. Der Fotograf schrie begeistert: Yeah, yeah, genau wie auf der Set Card… Wenn das alles ist, was er brauchte, hätte er nicht bis zum Schleusentor fahren müssen.

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Um die Ecke nehme ich noch die ehemalige Zeche Waltrop mit. Die ist bereit völlig umgenutzt, die wunderschönen Gebäude voll restauriert. Jetzt liegt das Gewebegebiet inmitten grüner Wiesen wie eine eigene kleine Stadt aus der Vergangenheit. Idyllisch gelegen am Rande des 450 qkm großen Emscher Landschaftsparks. Die Arbeitnehmer parken gleich neben den Wanderern. Dort ist auch die Verwaltung und ein Warenhaus von „Manufactum“, ihr wisst schon, die mit den unbezahlbar guten Dingen aus der Vergangenheit und ohne Plastik… Der Sonderverkauf liegt immer noch außerhalb meiner Preisvorstellung für „gute Dinge“.

Meine Übernachtungsplatz in Castrop Rauxel erweist sich als kleines Waldhotel am Ende einer Mini Wohnstraße. Im Wald soll es Feuersalamander geben. Mhmm, vielleicht an einem anderen Tag… Ich bekomme ein zauberhaftes Zimmer mit Schreibtisch zum Arbeiten und Blick in einen kleinen Park. Guuut. Fehlt nur noch eine Einkaufsstätte für viel Wasser und ein wenig Wein und ein Gartenlokal. Mal schauen.

2 Gedanken zu „Zechen und Kanäle und nasse Füsse

  1. Da warst du in meiner Heimatecke unterwegs…die Zeche Waltrop kenne ich noch ohne Manufactum als verwunschene Industrieruine und wenige Kilometer weiter Richtung Münsterland und Wasserburgen bin ich zur Schule gegangen 🙂 Wünsche dir noch einen entspannten Sonntag, liebe Grüsse, Jürgen

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