Gegreint hat er. Und gestürmt. Morgens um 7 Uhr pflanze ich im sanften Sonnenlicht die ersten zarten Salate in mein Hochbeet. Sie ducken sich erschrocken im aufkommenden Sturm. Ich fege Magnolienblüten vom Hof. Der Wind zerrt sie schneller vom Baum als ich sie einfangen kann. Ich stehe in diesem Wirbel aus weiß und rosa und finde es traurig und schön zugleich.
Das Buch, das ich lese, handelt von einer sterbenden Welt, den letzten Küstenseeschwalben, einer getriebenen Frau und dem wilden, wilden Meer. Charlotte McConaghys „Zugvögel“ passt exakt in die Stimmung dieses Tages.
Auch wir beugen uns sehr gerne der Tradition, nach der am Gründonnerstag „Grüne Soße“ auf den Tisch kommt. Gestern waren wir schon auf der Jagd nach den 7 Kräutern, die ja aus Oberrad kommen müssen, wenns denn eine Frankfurter Grüne Soße sein soll. Aber Oberrad war angeblich dieses Jahr abgesoffen. Beim Gemüsemann in der Straße, auf zwei Märkten – ausverkauft. Man bietet mir an, mich auf die Warteliste für Freitag zu setzen :-). Nee, nich? Gottseidank lässt die Selgros die Gastonomen nicht im Stich und wir erwerben ein Monsterpaket Kräuter mit den exakt richtigen Anteilen (die sind vorgeschrieben) und frisch sind sie auch noch. „Frankfurter“ darf allerdings nicht draufstehen, die Petersilie kommt aus Italien.
Es gibt so viele verschiedene grüne Soßen, die aus Kassel wird mit Dill und Melisse zubereitet. Geht ja gaaar nicht. Wir stützen uns auf das Kochbuch der Wilhelmine Rührig von 1860 (na ja fast). Und kaufen nur in der traditionelle Gebindeverpackung aus Papier.
Bei uns gehen heute die hartgekochten Eier mit durch den großen Wolf. Wir verwenden Hessischen Schmand und Saure Sahne. Etwas Senf, Salz, Pfeffer, zwei ganz fein gehackte Zwiebeln, Zitronensaft und Zucker. Bei meiner Frage, ob wir bei der Menge Kräuter nicht noch ein griechisches Joghurt zusetzen wollten, antwortete mein Liebster: Wollen wir damit Geld verdienen?
Seit heute früh gart ein Tafelspitz auf dem Außenkocher auf der Terrasse. Die neuen Kartoffeln werden weder geschält noch später gepellt, sondern nur sauber geschrubbt. Alles in allem: Es war köstlich.
Nach 17 Uhr gibt es eine Regenpause. Wir laufen über matschige Wege und um Pfützen herum, die gerade abgetrocknet waren. Der Wind fegt Kirsch- und Schlehenblüten von den Bäumen und Schnee verziert die Wiese. Alle frischen Blüten haben sich cleverer weise zusammengefaltet. Keine bunten Tupfer mehr. Es gibt Gänseblümchen, Scharbockskraut, Buschwindröschen, Löwenzahn, Bärlauch, Waldviolen, Taubnessel und das erste Wiesenschaumkraut. Warum ich das dieses Jahr so genau betrachte – das ist ein anderes Thema.
Zum Tagesabschluss schauen wir uns „Master Gardener“ an. Ein Thriller? Eher ein sehr ruhiger Film über Gesinnungswandel mit wunderschönen Gartenbetrachtungen. Ein perfekter Abschluss für diesen grünen Donnerstag.
Nachschlag vom Mittwoch: Die Bilder stammen aus dem Tulpengarten des Klosters Seligenstadt. In der Nähe ist unser liebster Pflanzenlieferant. Danach sitzen wir am bunten Marktplatz in der Sonne und essen – na was wohl?