Die Grace flügt viel zu schnell über die auch in Landnähe höher werdenden Wellen. Am Steuerrad ist Callum inzwischen klitschnass von der überbordenden Gischt. Die Planken des alten Mädchens beben. Eigentlich ist die Grace nur eine liebevoll gehegte Antiquität. Callum ganzer Stolz. In jahrelanger Arbeit wieder instand gesetzt und in den alten starken Farben bemalt. Da sie außerdem voll fangfähig ist, machte Callum ab und zu ein wenig Geld mit Hummern und manchmal Krabben, wenn der Dampfer kommt. Aber für die harte Tour ist sie eigentlich nicht mehr geeignet.
Callum ist auf dem Meer aufgewachsen und was ihm da im Nacken sitzt, macht ihm Angst. Also fährt er volle Fahrt und betet. Der Inselhafen mit seiner bröckelnden Mauer bietet erst Schutz, wenn er fast daheim ist. Ihm graut vor dem Anlegemanöver und er überlegt die Grace einfach zu verankern. Was ihm eine Ruderfahrt in dem Miniaturbeiboot bescheren würde. Er flucht leise. Wie viel Zeit bleibt ihm?
Etwas schlägt gegen den Bug. Noch einmal. Hier draußen sollte nichts sein. Jetzt flucht er laut. Noch mehr Probleme kann er jetzt nicht brauchen. Einen Schaden auch nicht. Er knotet das Steuer fest, stemmt sich gegen den Wind und wirft einen Blick über die Bordwand. Da ist ein Stoffbündel, das mit den Wellen steigt und fällt. Dann ist das Bündel ein Jackenärmel und dann ist da eine Hand. Er nimmt den Haken, holt das Bündel bei, lässt mit einer Hand den schweren Netzhaken hinunter und hofft, dass er irgendwie unter die Kleidung greift. Hoch damit. Callum hat keine Zeit. Er tastet einen Pulsschlag am Hals einer totenblassen Gestalt und lässt sie einfach liegen.
Jetzt muss er anlegen. Er wirft die Tampen aus, richtet einen Stoßseufzer in die Tiefen an den Meeresgott. Dann geht er ans Werk.