Als ich neulich den Beitrag zum Kloster Maulbronn veröffentlichte, bemerkte Mindsplint dazu, dass Hesse einmal dort gewesen sei. Neugierig machte ich mich auf die Suche.
Tatsächlich hatten Hermann Hesses Eltern für ihren Sohn einen Theologenlaufbahn geplant. Sehr zu Hesses Mißvergnügen, der schon als 13jähriger Dichter werden wollte und schon früh beklagte, dass es dafür leider keine Schule gäbe. „Ein Dichter zu werden aber, das war unmöglich, es werden zu wollen, war eine Lächerlichkeit, eine Schande, wie ich sehr bald erfuhr“, schildert er noch Jahrzehnte später die Umstände.
Die strengen Regeln des Klosters verstärkten seine Kindheits Depressionen und am 7. März 1892 brach er aus. Ohne Geld oder Mantel verschwand er aus der Schule und löste damit eine hektische Suchaktion aus.
Hesses Mutter war so verzweifelt mit ihm, dass sie befürchtete, dass er „in so besondere Sünde und Schande gefallen sei“, dass Gott ihn vielleicht schon erlöst und ihn zu sich geholt hätte.
Aber Hesse lief nur drei Tage in Feldern und Wäldern herum und fror, bevor er von einem Landjäger gefunden wurde. Es folgte der Karzer bei Brot und Wasser.
Professor Paulus erklärte den Eltern, dass ihr Sohn „öfters in einem Zustand größter Erregtheit“ wäre, „in welchem er überschwengliche, zum Teil überspannte Gedichte zu verfassten pflegte“. Der Aufenthalt Hermanns in Maulbronn könnte „für seine Mitschüler eine Gefahr werden“.
Hesse schloss die Schule nicht ab. Nervlich angeschlagen (wahrscheinlich sowohl Hesse als auch seine Eltern) brachten ihn seine Eltern in einer Nervenheilanstalt unter. Irgendwann später schloss er ein Gymnasium ab, versuchte sich mit verschiedenen Lehren und scheiterte immer wieder. Später beendete er tatsächlich eine Buchhändler Lehre und veröffentlichte direkt danach seine ersten Werke. Das war 1899.
1914 besuchte er das Kloster noch einmal, es entstand das Gedicht “ Im Maulbronner Kreuzgang“, das eine zumindest teilweise Versöhnung mit dem Ort und dem Erlebten ist.
Im Maulbronner Kreuzgang
Verzaubert in der Jugend grünem Tale
Steh ich am moosigen Säulenschaft gelehn
Und horche, wie in seiner grünen Schale
Der Brunnen klingend die Gewölbe dehnt.
Und alles ist so schön und still geblieben.
Nur ich ward älter, und die Leidenschaft,
Der Seele dunkler Quell in Haß und Lieben,
Strömt nicht mehr in der alten wilden Kraft.
Hier ward mein erster Jugendtraum zunichte.
An schlecht verheilter Wunde litt ich lang.
Nun liegt er fern und ward zum Traumgesichte
Und wird in guter Stunde zum Gesang.
Die Seele, die nach Ewigkeit begehrte,
Trägt nun Vergänglichkeit als liebe Last
Und ist auf der erspürten Jugendfährte
Noch einmal still und ohne Groll zu Gast.
Nun singet, Wasser, tief in eurer Schale.
Mir ward das Leben längst ein flüchtig Kleid.
Nun tummle, Jugend, dich in meinem Tale
und labe Dich am Traum der Ewigkeit!
danke!
Deine Bilder von Maulbronn sind traumhaft! Sie fangen die Magie des Ortes wunderbar ein. Ich mag das Kloster auch sehr – mein kleiner Hesse-Beitrag dazu: https://birgit-boellinger.com/2015/08/13/litort-kloster-maulbronn-hermann-hesse/