Balladentag bei Christiane. Bei ihr ist es heute gruselig, auch von der anderen Seite. Wir hier auch. Nur völlig anders.
Dies ist eine allseits bekannte Ballade, für mich ist sie sehr besonders und mit vielen Erinnerungen verbunden. Mein Vater lebte lange in Köln und wir Kinder wurden mit den Heinzelmännchen groß. Unsere speziellen Männchen waren allerdings nicht immer hilfreich. Sie stellten so über Nacht alles Mögliche an, das am nächsten Morgen niemand erklären konnte.
Abgesehen davon ist die ganze Ballade sprachlich sicher eines meiner Lieblingsteile und ich bin voller Bewunderung für all die wundervollen „Tu-Wörter“ und das, was die Heinzels so auf die Beine stellen: Panschen und manschen z.B. bis der Wein geschönt und fein gemacht war. Wundervoll.
Es gibt zu dieser Ballade von August Kopisch (1836) eine offizielle Bebilderung und auch der Heinzelmännchn Brunnen in Köln hilft unserer Fantasie auf die Sprünge. Allerdings darf jeder seine ganz eigene Vorstellung entwickeln. Unsere Familienheinzels waren auf jeden Fall eher schrullig und auch manchmal bös, als allzeit süß und hilfreich.
Bei den Bebilderungen hat mir midjourney geholfen. Habt ein bisschen Spaß mit der alten Kölner Legende.
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Die Heinzelmännchen von August Kopisch
Wie war zu Köln es doch vordem
mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul, man legte sich
hin auf die Bank und pflegte sich:
Da kamen bei Nacht,
eh‘ man es gedacht,
die Männlein und schwärmten
und klappten und lärmten
und rupften
und zupften
und hüpften und trabten
und putzten und schabten
und eh ein Faulpelz noch erwacht,
war all‘ sein Tagewerk bereits gemacht!

Die Zimmerleute streckten sich
hin auf die Spän‘ und reckten sich.
Indessen kam die Geisterschar
und sah, was da zu zimmern war.
Nahm Meißel und Beil
und die Säg‘ in Eil,
sie sägten und stachen
und hieben und brachen,
berappten
und kappten,
visierten wie Falken
und setzten die Balken.
Eh sich’s der Zimmermann versah,
klapp, stand das ganze Haus schon fertig da!

Beim Bäckermeister war nicht Not,
die Heinzelmännchen backten Brot,
die faulen Burschen legten sich,
die Heinzelmännchen regten sich
und ächzten daher
mit den Säcken schwer!
Und kneteten tüchtig
und wogen es richtig
und hoben
und schoben
und fegten und backten
und klopften und hackten.
Die Burschen schnarchten noch im Chor,
da rückte schon das Brot, das neue, vor!

Beim Fleischer ging es just so zu:
Gesell‘ und Bursche lag in Ruh.
Indessen kamen die Männlein her
und hackten das Schwein die Kreuz und Quer.
Das ging so geschwind
wie die Mühl‘ im Wind.
Die klappten mit Beilen,
die schnitzten an Speilen,
die spülten,
die wühlten
und mengten und mischten
und stopften und wischten.
Tat der Gesell die Augen auf –
wapp, hing die Wurst schon da zum Ausverkauf!

Beim Schenken war es so: es trank
der Küfer, bis er niedersank,
am hohlen Fasse schlief er ein.
Die Männlein sorgten um den Wein
und schwefelten fein
alle Fässer ein.
Und rollten und hoben
mit Winden und Kloben
und schwenkten
und senkten
und gossen und panschten
und mengten und manschten.
Und eh der Küfer noch erwacht,
war schon der Wein geschönt und fein gemacht.

Einst hatt‘ ein Schneider große Pein,
der Staatsrock sollte fertig sein;
warf hin das Zeug und legte sich
hin auf das Ohr und pflegte sich.
Da schlüpften sie frisch
in den Schneidertisch;
da schnitten und rückten
und nähten und stickten
und fassten
und passten
und strichen und guckten
und zupften und ruckten
und eh mein Schneiderlein erwacht,
war Bürgermeisters Rock bereits gemacht.
Neugierig war des Schneiders Weib,
und macht sich diesen Zeitvertreib:
streut Erbsen hin die andre Nacht.
Die Heinzelmännchen kommen sacht:
eins fährt nun aus,
schlägt hin im Haus,
die gleiten von Stufen,
die plumpen in Kufen,
die fallen
mit Schallen,
die lärmen und schreien,
und vermaledeien!
Sie springt hinunter auf den Schall
mit Licht: husch, husch, husch, husch – verschwinden all!
O weh! nun sind sie alle fort,
und keines ist mehr hier am Ort!
Man kann nicht mehr wie sonsten ruh‘n,
man muß nun alles selber tun!
Ein jeder muß fein
selbst fleißig sein,
und kratzen und schaben
und rennen und traben
und schniegeln
und biegeln
und klopfen und hacken
und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie damals wär‘!
Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!

Ich kenne die Heinzelmännchen schon seit meiner Kindheit und habe mir oft ausgemalt, ob und wie ich mit ihnen umgehen würde. 😁🧡👍
Deine Illustrationen dazu sind großes Kino und gefallen mir sehr. Danke!
Schön, dass du dabei bist!
Rest-Ostergrüße 🌤️🐰🐣☕🍪