Betrachtung zum Advent: Der ökologische Fußabdruck in den Fängen des Marketing

Zwei Dinge kommen mir gerade in den Kopf, als ich hier beginne eine eigentlich komische Geschichte zu beschreiben. 1. Wenn wir weiter so leben, wie wir es jetzt in den USA und Europa tun, brauchten wir, um unseren Standard zu halten, fünf Erden von der Qualität unserer einen. 2. Irgend jemand beschrieb neulich das Phänomen, dass sich in der Gesellschaft bestimmte Umbruchprozesse plötzlich aus sich heraus überproportional schnell entwickelten, ohne das Zutun von Politik oder Regelwerken. Nun, seit „Die Grenzen des Wachstums“ (Club of Rome, wenn die Älteren unter euch sich erinnern :-)) ist das Umweltbewusstsein sicher größer geworden, seit einigen Jahren auch lauter. Was zu Änderungen führt und hoffentlich führen wird. Über Menge und Geschwindigkeit, ob ausreichend oder nicht, ist hier definitiv nicht Inhalt dieser kleinen Story.

Aber mit welcher Geschwindigkeit sich in den letzten Monaten das Marketing des Themas bemächtigt hat, ist doch eher unglaubwürdig. Ich weiß, wie das geht. Ich habe das gelernt. Man braucht nur einmal mit offenen Augen durch einen Supermarkt zu bummeln (Ja, ich weiß, wir bummeln schon seit zwei Jahren nicht mehr durch Supermärkte, sondern hasten gezielt von Regal zu Regal…) : ohne irgendeinen Stempel zu Tierwohl, Nachhaltigkeit oder Recycling verkauft sich offenbar gar nichts mehr.

Mein Mann findet die „echte“ Seife aus diversen Manufakturen einfach Klasse für seine Haut. Er bekommt einen gut duftenden Jahresvorrat zu Weihnachten. Mein mit viel Chemie weißblond gefärbtes Haar bekommt dabei die Krise, es möchte mit ebenso viel Chemie jetzt gepflegt werden. Aber am besten natürlich nachhaltig. Und das geht: flugs presst die Industrie ihr Pflegeshampoo in ein Seifenstück. Da ist immer noch Chemie drin und mein Haar liebt es. Aber immerhin haben wir eine Plastikflasche gespart. Und das auch noch gemeinsam. Solidarisch sozusagen. Schulter an Schulter. Hach!

Pepsi Cola heißt jetzt, wenn man von der Größe der Schriftzüge ausgeht, im übrigen nicht mehr „Pepsi“, sondern „100% RECYCELT“(in Großbuchstaben!). Ist das jetzt lecker?

Mein neuer Pulli ist ebenfalls aus recycelter Wolle und recyceltem Polyester. Zu 100%. Sagt das riesengroße Extra Schild am Kragen. Polyester Recycling ist toll. Da reichen schon 6 große Sprudelflaschen für meinen Pullover. Das Verfahren ist überwiegend mechanisch und kostengünstig. Leider ist es endlich, auch wenn einige Menschen an einen endlosen, geschlossenen, rückstandsfreien Recyclingkreislauf glauben. Ist noch Scifi. Recycelte Wolle ist auch fein, kann aber nur in Mix Materialien eingesetzt werden, weil die Faser beim Recyceln leidet. Und übrigens: recycelte Faser kann man nur aus Reinmaterialien, nicht aus Mischmaterialien erzielen. Mein Pulli landet also nach wie vor auf dem Müll. Seine Polyesterteile im Meer.

Kurz zwischendurch mal etwas zu einer eine Begriffsklärung: Laut Wikipedia ist ein Hybride grundsätzlich eine Mischform von zwei vorher getrennten Systemen.

Das ultimative Instrument zur Verkleinerung meines ökologischen Fußabdrucks fand ich nun endlich beim letzten Einkauf: Nachhaltiges Hybrid Toilettenpapier. Echt jetzt! Ist das nicht smart? Da kann ich nun tatsächlich täglich mehrmals etwas für die Umwelt tun, ohne das es Mühe bereitet. Sehen wir mal davon ab, dass es 100% Recycling Toi Papier schon seit Ewigkeiten gibt.

Aber sind wir mal nicht so streng. Wir sehen, es kocht und werkelt überall zum Thema Nachhaltigkeit. Da fallen schon einmal ein paar große Worte an den falschen Platz.

2 Gedanken zu „Betrachtung zum Advent: Der ökologische Fußabdruck in den Fängen des Marketing

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