
Eigentlich sollte der Titel heißen: Ein verregneter Frühsommer in Rhein Main und warum ich ihn liebe. Denn es ist tatsächlich so. Nun muss ich zuerst zugeben, dass wir hier von den ganz üblen Wetterlagen verschont wurden. Keine Stürme oder Überschwemmungen. Ja, es gab Starkregen mit ein paar Hagelkörnern. Ja, eine Menge Wind mit heftigen Böen, die die Wälder putzten und so manchen Baum vorm Fälldatum in die falsche Richtung fallen ließen. An manchen Tagen verzichteten wir auf den Waldspaziergang.
Stimmt, es regnet oft. Aber sehr selten andauernd. Ich erinnere mich nur an zwei Tage, an denen wir nicht zweimal zum Hundespaziergang draußen waren. Ja, ok, die richtige Zeit für Sommersandalen gab es bisher nicht. Dafür stehen meine wasserdichten Fettleder-Wanderschuhe für den Sommereinsatz bereit. Viele unserer Lieblingsstrecken haben sich zeitweise in eine Seenlandschaft verwandelt. Aber wir finden neue.
Und es gibt immer wieder Lichtblicke. Und die sind dann spektakulär. Wilde Wolkengebirge in mehreren Schichten, die Wolkenbestimmer und Namenswisser haben alle Hände voll zu tun. Dann taucht da innerhalb weniger Minuten blauer Himmel auf. In immer neuen Blautönen. Ich habe noch in keinem Sommer so viele Schäfchenwolken gesehen.

Und dann die Flora. Dankbar für so viel Wasser wachsen uns die Wiesen über den Kopf, Blumen blühen in großen Büscheln, die Natur flutet uns mit einem Farbensturm. Wenn der Regen verdampft, duften Wälder und Wiesen. Die Äste sind schwer von Fruchtansätzen. Was eine Ernte wird das werden! Auch das Gemecker der Bauern darf man gerne mal ausblenden, zumindest hier. Die Wiesen sind fast alle gemäht und die reiche Heuernte trocken eingebracht.
In unserem Garten wachsen die Wege zu. Wildblumen haben sich ausgesät und sie alle haben ein grandioses Jahr. Die schon totgeglaubte Ringelblume wächst in riesigen Büscheln aus jeder Ritze, in einem Tuff gemeinsam mit der Jungfer im Grünen und der Wilden Malve. Die Sylter Rosen waren noch nie so hoch und so grün. Der Rosenbogen ächzt unter der Last rosaroter Büschel von Blüten. Ein durchgehender grüner Teppich aus Blüten und blühenden Bodendeckern bedeckt die größten Teile des Gartens. Das Salatbeet quillt über, die Tomaten blühen. Nur dem Basilikum widerstrebt diese Dauerberegnung.



Wir lassen den Brunnen auch bei Regen laufen und das Plätschern vermengt sich mit dem Rauschen des Regens auf dem Terrassendach, unter dem wir trocken sitzen. Eingemummelt in eine leichte Sweatjacke bestaunen wir das grüne Wunder. Unsere Wassertanks sind voll. Gegossen werden müssen nur unsere Kübel und die Anpflanzungen unter den Bäumen. Was haben wir täglich Gießkannen geschleppt in den letzten zwei Jahren! Wir haben den Garten in einen trockenbeständigen umgewandelt und unsere Wasserreservoirs vergrößert. Im Augenblick fühlen wir uns reich und reich beschenkt.

Freuen kann ich mich besonders über ein paar Flohmarktfunde, die gleich in den Garten wanderten. Ein alte Zinkwanne, ein Ofenrohr und zuletzt die Säeschale, die jetzt ein kleiner Steingarten ist.



Ich funktioniere nicht gut über 30 Grad. Und von Wohlgefühl ist da keine Rede mehr. Ich liebe T-Shirt Wetter, bei dem man Abends eine Jacke überziehen muss. Und genau so ist es jetzt gerade. Im letzten Jahr haben wir im April noch geheizt, in diesem Jahr haben wir den Grill angeworfen. Aber der Sommer war ja eigentlich erst das Frühjahr. Südeuropa ächzt unter einer feuergefährlichen Hitzewelle. Wer weiß, was als Nächstes kommt.
Ok zugegeben: mehrstündige Fahrradtouren oder Ausflüge sind etwas schlecht zu planen im Moment. Also schnappen wir uns die Räder, wenn der Himmel halbwegs beständig erscheint und radeln durch die Umgebung. Außerdem habe ich im letzten Jahr eine wirklich formschöne, schicke, mega leichte und hochpraktische Regenjacke erstanden, die mich jetzt ganz glücklich macht.
Und dann ist da noch die Geschichte mit dem Rosa Rauschen, das beglückt und beruhigt und den Schlaf verbessert. Es klingt in seiner Summe wie Regen, Blätterrauschen, Wind und Herzschlag. Diese Mischung wird doch gerade recht häufig geboten. Macht mich deshalb das Wetter glücklich?