Eine Schweiz im Norden – Lost Place Reha Klinik

Die Holsteinische Schweiz ist nicht nur der Ort der 200 Seen, sondern auch der Lost Places. Es gibt Dutzende verlassener Kliniken und Herrenhäuser. Im 19. Jahrhundert war hier ein Tummelplatz der Reichen und Schönen. Ja gar nicht zu Unrecht, landschaftlich hatte man hier einiges zu bieten. „Holsteinische Schweiz“ war zunächst der Name eines Hotels, dann auch der des zugehörigen Bahnhofs und dann nannte man die ganze, wirtschaftlich wachsende Region genau so. Wieso? Na ja, die Reichen fuhren zu dieser Zeit zwecks gesundheitlicher Erholung in die Schweiz. Also sollte es ein solches mondänes Angebot auch in Holstein geben. Voila!

Aber in den folgenden Zeiten der Kriege verschoben sich die Bedürfnisse. Erst später blühte der Tourismus wieder auf. Aus den „Dazwischen Zeiten“ stammen all die z. T. prächtigen Lost Places. Hotels, Landhäuser, Villen und Kliniken. In den nächsten Tagen werde ich hoffentlich mehr davon sehen. Kaum einen Kilometer vom Ferienhaus entfernt gibt es allerdings einen neueren Lost Place.

Geschlossene Kliniken

Irgendwie ein aktuelles Thema: Geschlossene Kliniken. Da wird es wohl bald mehr Lost Places zu besichtigen geben. Was soll man auch mit diesen riesigen Komplexen machen, sie sind kaum umzunutzen. Also steht die Reha Klinik am Hängebargshorst seit 17 Jahren leer. Das ist nichts Besonderes. Besonders daran ist das mehrere Hektar große Parkgelände, das rundherum angelegt wurde. Rund um einen See – natürlich. Mit Hügeln, sorgfältig angelegten, beleuchten Parkwegen in eleganten Schleifen. Lauschige Sitzplätze und Hütten, eine überdachte Kneippanlage, Minigolfplatz. Einer Brücke über den Seezufluss und Wirtschaftsgebäuden. Übrig geblieben ist nicht viel. Es gibt einen kaum zu findenden Zugang zu einem Teil des Geländes. Das meiste ist umzäunt, ohne Eingang. Den Klinikkomplex hat vor 2 Jahren ein Hamburger Stararchitekt gekauft, um ein nachhaltiges, spiralförmiges Hotel mit 220 Zimmern zu bauen. Bisher ist nichts passiert. Allein der Abbruch der gesamten bisherigen Anlage ist ein finanziell kaum vorstellbares Unterfangen.

Die Minigolfanlage

Natürlich musste ich über ein heraus gefaultes Fenster in die Klinikräume einsteigen. Im Bauzäune umgehen bin ich – wie die meisten Lost Place Fans – inzwischen Experte. Da es in den meisten Bereichen stockfinster war, blieb ich vernünftig. Gruseliges konnte man in einem 17 Jahre alten Lost Place wohl kaum erwarten. Trotzdem sind die geöffneten Spinde, die leeren Schwimmbäder samt Hebe Einrichtungen für Behinderte und die fein blau gestreiften Kittel des Klinikpersonals, die einfach hängengeblieben sind wie gerade ausgezogen, ein leicht schauriger Anblick. Im zweiten Stock hatte jemand ein Fenster zum Lüften aufgestellt und mit einer Blumenvase blockiert. So ganz leer ist der riesige Komplex wohl nicht. Noch ein Grund, die einladende Treppe in die nächsten Stockwerke nicht zu nutzen. Aber vielleicht gibt es ja in den nächsten Tagen mehr zu erleben.

PS: So freundlich wie im Park heute früh blieb der Tag wettertechnisch nicht. Regen und Sturm fegten über die Seen und produzierten kleine Schaumkronen und eine nasse und grau grausige Atmosphäre. Und ich habe Zahnschmerzen und der große Hund ist treibsandmäßig in einem morastigen Graben versunken. So sahen wir dann auch aus. Schon mal eine Zahnarztadresse rausgesucht und mehr Ibus reingetan.

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