Handschriftlich

„Denn wie das Wort und die Musik ist die Schrift der Atem der Seele.“

Helene von Nostitz

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Was habt ihr zuletzt mit der Hand geschrieben? Ah, ich weiß schon: einen Einkaufszettel. Oder einen Erledigungszettel, heute To-do-Liste genannt.

Dabei ist Handschrift etwas Wundervolles. In Deutschland hat die Schreibschrift eine lange Tradition mit viel Wandel. Die Älteren von euch werden noch Eltern gehabt haben, die oftmals Sütterlin noch schreiben konnten oder – wie meine Mutter – die neue lateinische Schreibschrift mit Sütterlin Buchstaben vermengte.

Die erste weiter verbreitete deutsche Schreibschrift war eine Verkehrsschrift, die hauptsächlich Handel und Gewerbe nutzen: die Kurrentschrift. Sie entwickelte sich aber nicht einheitlich. Oftmals waren von Preußen bis Bayern vor allem die Großbuchstaben völlig unterschiedlich. Geschrieben wurde sie zumeist mit Vogelfedern.

Der von Gutenberg erfundene Druck beweglicher Buchstaben entwickelte sich übrigens parallel, war jedoch für den Alltagsgebrauch nicht nutzbar.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kamen aus England die ersten Stahlfedern. Damit wandelte sich das Schreiben in eine Kunst mit mächtigen Über- und Unterlängen und ausgeprägten Haar- und Schattenstrichen. Dabei entstand hier in Deutschland auch die Kontorschrift, eine ausgesprochen kunstvolle Schrift, die für offizielle Dokumente eingesetzt wurde.

Zu anspruchsvoll für Anfänger. So entwickelte Ludwig Sütterlin daraus eine vereinfachte Version, die von 1914 -1941 in den Schulen gelehrt wurde. Ihr folgte die lateinische Schrift, die jetzt bereits in einigen Bundesländern durch die Grundschrift ersetzt wurde. Eine nicht mehr verbundene Schrift, die sich an den Druckbuchstaben orientiert.

Schade? Unterschiedliche Handschriften sagen auch etwas über den Menschen aus. Eine Individualisierung der Schrift ist mit der Grundschrift fast nicht mehr möglich.

Mein neues Studioprojekt feiert die Schreibschrift in all ihren Ausprägungen. Und die sehr persönliche Kommunikation, für die sie genutzt wurde. Und das, was davon bleibt.

Alle Briefe, die sich meine Eltern in der Zeit vor ihrer Hochzeit schrieben.

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