Kühle Küsten

Je länger diese Hitze dauert, hier zwischen den Mauern der Städte und über dem verdorrten Land, dem knisternden Herbstlaub in den Wäldern und dem staubigen Wüstenwind, der hier nicht her gehört, desto öfter träume ich von Küsten.

Ich sehe mich am Saum des Meeres laufen, zuweilen bedroht von alten Ungeheuern aus der Tiefe, gerettet von glänzenden Segeln am Horizont. Die Brise ist kühl und feucht, Morgennebel nässen mein Haar. Ich weiß nicht, wo ich bin, es spielt auch keine Rolle, solange meine Füße das Wasser berühren.

Der Kaptän des alten Schoners breitet eine Karte aus auf dem alten Holztisch. Wohin?, fragt er. Ich wundere mich. Dieses Schiff hat doch sicher ein Ziel? Wage deute ich auf die Karte und treffe eine wunderschön gezeichnete Windrose. Wohin weht der Wind?, frage ich. Zur nächsten Küste, antwortet er.

Dorthin, entscheide ich. Ich habe einen Leuchtturm gefunden auf der Karte. Ich liebe Leuchttürme.

Das Schiff ist verschwunden, es wurde verschlungen. Ich sah, wie es in einem Strudel in der Tiefe verschwand. Offensichtlich bin ich entkommen. Ich sitze an einem endlos weiten Strand und schaue über eine rosarote Wasserfläche. Am Horizont ist der Himmel tiefrot und es erscheinen Zeichen. Neue Küsten mit unbekannten Namen zeichnen sich am Himmel ab.

Der Sand unter meinen Füßen kräuselt sich. Das macht mir Angst und ich drehe mich um und wandere einem alten Fort entgegen, das auf einem hohen Felsen ins Wasser ragt. Von seiner Mauer aus sehe ich hinunter auf ein weites Land aus Meer und Sand und Wolken. Hier will ich immer bleiben.

Eine nasse Hundeschnauze findet, dass es höchste Zeit wird, spazieren zu gehen, bevor es wieder zu heiß wird. Aus der Traum.

Der Traum hat mir keine Ruhe gelassen. Wie die Hitze. Und die Sehnsucht nach Meer. Küstenträume.

So entstand eine Serie von traumgeborenen Collagen. Ein paar meiner schönsten Küstenbilder und Motive aus alten Seekarten. Fast wie in meinem Traum.

Die Meeresungeheuer

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Auf dem alten Schoner

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Die Windrose

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Der Leuchtturm

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Die Zeichen am Horizont

Den Platz zum Bleiben auf der Mauer des alten Forts reiche ich nach. Heute Nacht träumte ich von Niedrigwasser und von unerreichbaren Wellen. Das hat wohl seinen Grund. Aber das ist eine andere Geschichte.

Nachtrag: Manchmal weiß ich nicht mehr, von welchem Ort die Bilder genau stammen. Ich denke, das erste stammt aus schottischen Gewässern. Das zweite dürfte zur Hafenausfahrt vor Oban gehören. Die Wattaufnahme irgendwo weit nördlich an der Nordseeküste kurz vor der dänischen Grenze. Oder? Der Leuchtturm ist ziemlich sicher britisch, der Sonnenuntergang definitiv auf Sylt. Küste bedeutet für mich definitiv Nordsee. Atlantik ist auch noch ok 😊.

4 Gedanken zu „Kühle Küsten

  1. Ahhhhh, einige Collagen gefallen mir sehr. Ob es wohl Menschen gibt, die keine Sehnsucht nach dem Meer haben, eingestanden oder nicht?

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