Zugegeben …

Abends, bei 32 Grad im Schatten sitzen die Leute im Gartenlokal und ziehen sich riesige Portionen Essen rein.

Zugegeben: Ich kann das nicht mehr.

Sonntag: Da muss man raus. Bei 33 Grad radelt die Familie mit zwei Kindern mit Kinderfahrrädern und Helmen zum Familienausflug auf dem Radweg an der Autostraße entlang.

Zugegeben: Das liegt außerhalb meiner Vorstellungskraft.

Abends um 21 Uhr im Halbdunkeln schleichen wir bei 28 Grad mit den Hunden an der Wiese entlang, auf der überall die Rehe stehen. Tapp,tapp, tapp – von hinten ein flotter Jogger. Schweißnass und mit hochrotem Gesicht.

Zugegeben, ach was weiß ich …

Sportstudio: 26 Grad Raumtemperatur. Die Jungs heben und schnaufen. Nach 4 Stationen meines Programms habe ich stechende Kopfschmerzen und schleiche mich.

Zugegeben: Das kann ich nicht mehr.

Aber macht ja nichts. Nach tagelangem Hitzeknast folgen ja jetzt Gewitter und Starkregen und für die Tage bis Ende August weist der Wetterbericht dann diese niedlichen dunkelgrauen Wolken mit 2 bis 7 Strichen darunter aus. Endlich wieder Hundespaziergang planen nach Regenradar. Neben den Flipflops stehen diesen Sommer Gummistiefel und wasserfeste Wanderschuhe vor der Tür.

Ich fühle mich diesen Sommer eingesperrt. Zugegeben: mit meinen guten Freunden Klimaanlage, Computer und Fernseher. Hoppla, nicht zu vergessen meinem Mann, der dem Ganzen die stoische Note beifügt. Er findet tatsächlich immer noch etwas Gutes an allem. Keine Ahnung, wie er das macht, aber ich weiß, wofür ich ihn liebe.

Sommer, du Scheißkerl, ich weiß, du bist nicht der Weihnachtsmann, aber kann ich mir was wünschen?

Ich wünsche mir: 5 Stunden bei 23 – 27 Grad mit Wölkchenhimmel. Für eine Fahrradtour am Fluss entlang. Für einen Stadt- und Parkbummel, der in einem Café endet. Oder bescheidener: Bis zum Eiscafé und zurückzulaufen, ohne dass einem das Wasser vom Kopf über die Augen rinnt und dann weiter bis zu den Stellen, über die wir hier nicht reden wollen. 2 Stunden auf der Terrasse im Garten Zeitung lesen ohne Erstickungsgefühle.

Einen Regen, der anfängt und wieder aufhört. Wie das ein anständiger Regen tut. Seine Arbeit machen und dann Feierabend. Und nicht diese nicht enden wollenden Orgien aus schmutzigen Hundepfoten, dem Geruch von nassem Vieh, nicht trocknen wollender Wäsche und schimmelndem Brot.

Zugegeben: Ich werde alt.

Ich weiß, ich habe bei 35 Grad mit Wonne irgendwelche Monumente besichtigt und bin bei 40 Grad – jedes Stück Haut bedeckt – mit den Indianern durch Monument Valley geritten. Zwei Tage lang. Nun gut. Ich bin mir sicher, dass das Leben auch noch weniger aufreibende Abenteuer bereithält.

Ich habe mich fürs Alter wirklich auf eine Menge Mist eingestellt, der nicht so viel Spaß machen wird. Aber dass der Sommer dazu gehört, das war mir bisher nicht so klar.

5 Gedanken zu „Zugegeben …

  1. Kann ich alles voll nachvollziehen: das Ärgste derzeit ist das Eingesperrtsein. Ich kann es auch kaum mehr glauben, wo ich früher bei hohen Temperaturen überall herumgekommen bin und obendrein bester Laune, aber dass in Mitteleuropa nun auch solche Temperaturen herrschen, war nicht vorgesehen.

    1. Na ja, bei diesen Temperaturen ist auch in südlichen Ländern nur unterwegs, wer es nicht vermeiden kann. Die verrückten Touristen ausgenommen, natürlich. Sie sorgten schon immer für Kopfchütteln. Nicht umsonst gibt es hier die Siesta.

  2. Ich habe ziemlich viel nicht gemacht, nicke aber trotzdem. Das rote Bild finde ich großartig.
    Hier ist übrigens genau das Wetter, das du möchtest. Bis Ende der Woche, danach ist wieder Sweatshirtwetter und/oder Friesennerzwetter. 🙄

  3. Der Sommer 2023 ist ganz große Scheiße. Die meisten unserer geplanten Tagestouren haben wir canceln müssen, weil es entweder zu heiß oder zu nass war. Wir hoffen auf einen schönen Frühherbst …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Verwandte Beiträge

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

%d Bloggern gefällt das: