Dies ist der Strandgeist des zweiten Tages. Sturmzerzaust trotzt sie für ein paar Stunden Wind und Wellen. Bis zur nächsten Flut. Genau das machen wir auch.
Die See brodelt immer noch. Die Möwen und den Krabbenfischer vor der Küste lässt das kalt. Das ist Alltag am wilden Meer.
Nach dem Strandspaziergang fahren wir weiter bis zur Nordspitze nach List und spazieren einmal um den Hafen herum. Das ist wohl einer der touristischsten Punkte in Sylt geworden. Aus der Fischbude von Gosch, die ich vor über 40 Jahren kannte, ist ein Imperium in einer riesigen Halle geworden. Noch eine Halle, die von Mützen über Antiquitäten bis hin zu Büchern und Plunder alles bietet. Mehr Restaurants, mehr Geschäfte, mehr Touristen. Wir kaufen Fischsalate und Baguette für den Abend und machen, dass wir fort kommen.
Wir wechseln auf die Wattseite. Hier gibt es – nur zu Fuß erreichbar – in einer kleinen Holzbude die angeblich besten Austern von Sylt. Und natürlich auch andere fischige Köstlichkeiten. Die rechte Seite der Speisekarte sollte man tunlichst übersehen. Nach 2G Kontrolle darf man auf der offenen Terrasse im etwas milderen Wattwind und in reichlich zünftiger Umgebung seinen Mitmenschen beim Schlürfen zusehen.
Der Nachmittag bleibt ohne Bilder. An der Baakdeel kämpfen wir uns über 1 km Dünenweg, dessen Holzstege von den ganzen Stürmen des Jahres komplett versandet sind, bis zum Strand hinunter. Puuh, anstrengend. Ein Dünen auf und ab im Tiefsand. Hochwasser. Außer einem Drachenflieger und einem Meditierenden sind wir wieder allein. Wir finden eine riesige Muschelaufschwemmung. Hier vor der Küste muss irgendwo eine Austernbank liegen. Ich sammele wunderschön glattgeschliffene und fein gemusterte Austernschalen für mein Strandgutmobile. Auf dem Rückweg ist es fast dunkel. Keine Spur von Sonnenuntergang heute. Nur die Dünen ragen in tiefem Violett in völliger Stille hoch um uns herum und berühren fast die tiefhängenden Wolken. Beeindruckend. Fremd. Leicht vorstellbar, man wäre allein auf einem fremden Planeten.
Grossartige Bilder! 🙂