Bei den Nonnen

Als Lisbeth und Neve am nächsten Tag im Kinderheim sich die größte Mühe geben, ihre Berichte über die Kinder vorsichtig zu formulieren, fällt ihnen die Schwester Oberin ins Wort. „Die Kinder entwickeln sich prächtig, sind weiter entwickelt, als man es in ihrem Alter denken sollte und es geschehen seltsame Dinge. Wäre das ungefähr das, was Sie sagen wollen?“ Sie schauen die Nonne mit großen Augen an. „Sie wissen es also“, fragt Neve. „Wir wissen nicht, was vorgeht. Aber es scheint , dass die Überlebenden besondere Begabungen entwickeln. Kaum spürbar und leicht zu übersehen bei den Erwachsenen, aber sicher ausgeprägter bei den Kindern. Und auch bei den Jugendlichen gilt das nicht für alle, sondern nur für einige.“

Die beiden packen aus. Erzählen von der Idee ihrer Kinder, eine Schule für diese besonders Begabten einzurichten. Berichten aber auch wahrheitsgemäß, dass sie das nicht ohne Gegenleistung tun können. Sie brauchen Menschen, die mit anfassen, helfen aufzubauen, die Wissen mitbringen. Die Oberin denkt nach. „Ich glaube, ich wüsste, wen Sie glücklich machen könnten. Wir haben hier drei ältere Heimkinder, eigentlich zu alt, um hier zu sein. Sie alle haben besondere Begabungen, aber auch besondere Probleme. Henry ist 18 und ausgebildeter Zimmermann. Er kommt mit seinen Fähigkeiten überhaupt nicht zurecht. Er hasst es, anders zu sein. Er ist absichtlich so mürrisch, einsilbig und zurückweisend, dass niemand ihn anstellen mag. Tess und Marge sind 17 oder 18, niemand weiß es genau. Sie behaupten, sie wären Zwillinge, aber auch dafür gibt es keinen Beleg. Tess ist eine ausgezeichnete Schneiderin und Marge hat unseren Handwerkern praktisch die Leitung der Gebäudesanierung aus der Hand genommen. Als sie ihnen einen Fehler in der Statik Berechnung nachwies, sind allerdings ein paar von ihnen auch einfach verschwunden. Leider sind beide Mädchen taubstumm und weigern sich strikt, sich trennen zu lassen.

„Lisbeth strahlt: „Wir haben ein taubstummes Gemeindemitglied und seine beiden Kinder und die Hälfte der Insel beherrschen inzwischen mehr oder weniger die Gebärdensprache.“ „Was wäre das für ein Glück“, meint die Oberin. „Und zu gerne würde ich Ihnen Schwester Teresa mitgeben. Sie ist Novizin hier, 23 Jahre alt und Lehrerin. Aber sie will nicht bleiben, dieser Ort ist zu ruhig für sie. Sie will an einem neuen Anfang ganz aktiv teilhaben. Sie hat sich ganz alleine beigebracht, ihre Gabe unter Kontrolle zu bringen. Sie bewegt Dinge. Inzwischen sehr präzise und welche mit hohem Gewicht. Das hatte allerdings seinen Preis in Form von Wagenladungen voller Bruch. Es war eine aufregende Zeit für uns.“ „Davon werden wir wohl noch so einiges vor uns haben“, sagt Neve, „Schwester Teresa wäre dabei die richtige Hilfe. Können wir sie alle heute noch kennen lernen?“

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