Der schlaue Fuchs, der böse Fuchs – eine fabelhafte Erinnerung

Was macht die Statue eines anthropomorphen Fuchses mit Bibel in der Hand vor dem Diebsturm in Michelstadt?

Die Geschichte hat einen etwas langen Faden. Der Fuchs gehört zur Partnerstadt Hulst in Zeeland. Das Hulster Land ist auch das Land von Reinecke Fuchs. Das mittelalterliche, gegen Ende des 12. Jahrhunderts geschriebene Tierepos „Van den vos Reinaerde“ erzählt die böse Geschichte des Fuchses, dem im Mittelalter wirklich alle Schlechtigkeiten zugeordnet werden. Einige geografische Hinweise weisen auf Stellen im Hulster Land.

Viel spannender ist, wie wichtig diese vermenschlichten Tiere im Mittelalter waren. Ihnen allen wurden menschliche Eigenarten zugeordnet, die sie dann entsprechend agieren lassen und das geht wirklich ins Extrem. Die folgende Fabel wurde mehrfach übertextet und in verschiedenen Versionen veröffentlicht.

Wikipedia: „Die seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert im Druck überlieferte fabelhafte Geschichte eines Fuchses besteht aus zwei Teilen, die jeweils von einem Gerichtsverfahren erzählen. Der Löwe Nobel, König der Tiere, hat zu Pfingsten zum Hoftag geladen. Die Anwesenden, groß und klein, allen voran Isegrim, der Wolf, beschweren sich über die Untaten des nicht anwesenden Fuchses Reineke und fordern seine Bestrafung. Braun, der Bär, und Hinz, der Kater, werden nacheinander losgeschickt, um Reineke aus seiner Burg Malepartus an den Hof zu holen. Beide scheitern, Reineke bringt sie gezielt in Lebensgefahr, und sie entrinnen, schwer malträtiert, knapp dem Tode.

Der König nimmt die Schmach persönlich und setzt Reinekes Erscheinen vor Gericht durch. Das Urteil lautet auf Tod. Unter dem Galgen, den Kopf bereits in der Schlinge, gelingt Reineke die Erfindung einer als Beichte getarnten Lügengeschichte von Verrat und Goldschatz, die den Bären Braun und den Wolf Isegrim zu Hochverrätern erklärt und den Löwen Nobel gierig macht. Reineke wird entlassen und macht sich unter dem Vorwand einer Pilgerreise nach Rom auf und davon. Reinekes Verrat wird offenbar, nachdem er den abgebissenen Kopf seines Pilgergefährten>Meister Lampe, des Hasen, an den König zurückgeschickt hat. Braun und Isegrim werden rehabilitiert von Nobels Gnaden.

Nachdem Grimbart, der Dachs, Reineke erneut zum Hof gebracht hat, entwickelt sich eine zweite Gerichtsverhandlung, in der weitere Schandtaten Reinekes ans Licht kommen und in Reden der Anklage und der Verteidigung verhandelt werden. Reineke verweist zwar auf allerlei Wohltaten seiner Familie am Hofe, insbesondere auch auf die Rettung von Nobels krankem Vater durch seinen eigenen. Der Vorwurf Isegrims jedoch, Reineke habe seine Gattin Gieremund geschändet, veranlasst Nobel zu der Entscheidung, Isegrim und Reineke in einem öffentlichen Zweikampf gegeneinander antreten zu lassen. Für den Fuchs bedeutet dies das zweite Todesurteil, denn er ist dem Wolf körperlich unterlegen. Reineke gewinnt, indem er den Wolf mit schmerzhaften Unsportlichkeiten außer Gefecht setzt. Das überzeugt das Publikum und veranlasst den König Nobel, Reineke zu seinem Rat und zum Kanzler des Reichs zu ernennen.“[

Eine unglaubliche Geschichte, eine Fabel eben. Wie böse diese Fabeln zum Teil waren, hatte ich vergessen. Hier siegen List und Bosheit und werden auch noch belohnt.







4 Gedanken zu „Der schlaue Fuchs, der böse Fuchs – eine fabelhafte Erinnerung

    1. So dachte ich auch. Werde mich noch mal informieren über Sinn und Zweck dieser Fabeln in der Zeit. Solche Recherchen mag ich. Sind aber rechte Zeitfresser … demnächst.

  1. Ich bin ja froh, dass der Fuchs davonkam. Ein sympathisches kluges Tier, schwer verleumdet und oft zu Tode gebracht durch den Menschen.
    Zur Fabel: Wolf und Bär verlassen sich auf ihre körperliche Überlegenheit. Der Fuchs, als der Schwächere, muss listig sein, um sich im Leben durchzusetzen. Dass das nicht immer nett ist, weiß man seit Udysseus.

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