In den internationalen Nachrichten auf dem Laptop des Pastors ist der Sturm nur eine Randnote , eine der unzähligen lokalen und regionalen Katastrophen, die sich in einem Jahr aneinander reihen wie Perlen auf der Schnur.
Als der Dampfer anlegt, ist der Sturm allerdings Thema Nummer 1. Die Insel war gut davon gekommen. Überall um sie herum waren die Schäden viel größer. An der Festland Küste treiben sich Horden von Strandgutsammlern wie die Geier herum. Piraten durchkämmen die Gewässer vor dem Festland und zwischen den Inseln nach havarierten und aufgelaufenen Schiffen. Mit vollem Recht. Von einem Containerfrachter mit allerhand Schiffsbautechnik und teuren Motoren ist die Rede. Das wäre ein Fang!
Auf der viel größeren Nachbarinsel Quadraigh waren gleich zwei Schiffe an den weit ins Meer ragenden Klippen zerschellt, untergegangen mit Mann und Maus, so heißt es. Eines war ein französisches Boot: Man fand weiter draußen zwei Kühlcontainer mit französischem Stempel. Und die alte Seemannskirche am Hafen wurde komplett von den Brechern überspült. Die hölzernen Grabplatten an den Wänden hat das Meer mitgenommen, die meisten der alten Buntglasfenster fielen dem Sturm zum Opfer. Rinder und Schafe, die nicht rechtzeitig in die Hügel getrieben wurden, wurden von den Wellen mitgerissen. Das Unwetter kam einfach zu schnell.
Pal treibt sich am Hafen herum, kommt aber nicht herunter zum Kai. Müsste er nicht wissen wollen, was passiert ist? Tante Lovely winkt ab. Manchmal ist es nicht gut, sich zu schnell und zu genau zu erinnern.
Der Inseldampfer ist ohne eine Schramme davon gekommen. Tev Truth gehört zu den Glücklichen. Dementsprechend großzügig gibt er sich heute. Tante Lovely hat er gleich zwei wundervolle Bücher mitgebracht und er tauscht sie gegen nur ein Glas der Johannisbeermarmelade, die allerdings mit einem tüchtigen Schuss Malt veredelt ist. Tante Lovely kocht für den Kapitän immer besondere Marmeladenvariationen, die nur für ihn reserviert sind. Tev Truth sieht ihr lange hinterher, nachdem sie sich verabschiedet hat. Ihm gefällt der rote Rollkragenpullover und die Feder, die sie sich so keck an den Hut gesteckt hat.
Lisbeth hat heute eine lange Bestellung aufzugeben. Der Kapitän notiert sich alles sehr sorgsam mit einem etwas verwirrten Gesichtsausdruck. Aber Lisbeth hat diese überzeugte und hoheitsvolle Miene, die keine Fragen zulässt.