Eine Wiese ist eine Wiese ist eine Wiese

Eine Wiese besteht aus Gräsern, Blumen und Kräutern. Im Idealfall. Ein Rasen ist eine artenarme Wiese. Armer Rasen. Eine Weide wird durch Vieh abgegrast, eine Wiese zur Heuherstellung gemäht. Eine Wiese, die nicht gemäht wird, verbuscht irgendwann. Eine Wiese besteht aus vielen verschiedenen Gräsern. In Deutschland gibt es an die 300 Gräserarten, die allerdings nicht überall wachsen.

Bei uns stehen die Wiesen inzwischen kopfhoch. Erst die ein oder andere Wiese ist abgemäht. Da viele Gräser reif sind, ist der Farbeindruck inzwischen eher Gelb/Hellbraun als Grün. Gräser aufs Bild zu bannen, ist schwer. Wie wenig Wind auch ist, die ganze Wiese scheint sich immer in irgendeinem geheimen Rhythmus zu bewegen. Ihre Farbe ändert sich alle zwei Tage. Sie rauscht. Und duftet. Was sich in ihr bewegen will, muss hohe Sprünge machen – wie das Rehwild. Oder sie niederwalzen – wie die Wildschweinrotte.

Heute lerne ich etwas über Rispen, Gräser und Tespen.

Sehr häufig findet man hier das Wollige Honiggras. Zunächst grasgrün färbt es sich von den Spitzen her violett ein und fächert sich immer weiter auf, bis ganze Flächen in der Sonne violett glänzen. Auch die Stängel färben sich rot.

Rispengräser gibt es in allen vielen Farben. Sie widersetzen sich vor dem unruhigen Wiesenhintergrund hartnäckig der Kamera.

Das Gewöhnliche Knäuelgras tritt gewöhnlich in Knäuelen auf. Ja, tut es auch, aber der Name meint, dass es in Knäueln am Halm wächst. Sieht man überall, wusste aber nie, wie es heißt.

Zwischen all den Gräsern entdecke ich einen Betäubenden Kälberkopf, der auch noch nach dem Verlust der winzigen weißen Blüten eine gute Figur macht. Er nennt sich auch Taumel Kälberkopf, da Kühe bei übermässigem Genuss ins Taumeln kommen.

Die Trespen sind eine sehr große Gräsergruppe. Ich finde eine Flaumtrespe und eine Traubentrespe und denke darüber nach, wer sich wohl wie und wann all die deutschen Namen ausgedacht hat.

Obwohl heute ein Gräsertag ist, kann ich nicht umhin, die bunten Tupfen zu bemerken, die sich überall zwischen den Gräsern hoch drängen. Neben den höheren und größeren Arten, von denen man die meisten kennt, gibt es auch zierliche, versteckte Wiesenblumen wie die filigrane Zaunwicke oder das gelbe Fingerkraut.

Hoch hinaus in den Himmel wächst dieses Rohrglanzgras.

Noch zwei auffällige Gräser: Das Wiesenlieschgras und das Italienische Weidelgras.

Zwei Blüten dürfen noch mit aufs Bild, bevor ich noch eine Nase Wiese nehme und mich auf den Heimweg mache. Der Wiesenbocksbart und die Lichtnelke.

Apropos eine Nase Wiese nehmen: Obwohl der Duft Tilia von Acca Kappa keine Wiesenblumen beinhaltet, besitzt er doch im zweiten Schritt einen deutlichen Duft nach frisch gemähtem Heu. Wahrscheinlich getragen von der Lindenblüte in der Herznote. Ein ungewöhnlicher, gewöhnungsbedürftiger, anspruchsvoller Duft. Für Interessierte: Kopfnote: Bergamotte – Neroli –  Zitrone – Petit Grain. Herznote: Lindenblüte – Magnolie – Jasmin – Rose. Basisnote: Zedernholz – Amber – Tonkabohne – weißer Moschus. Für mich die warme Umarmung eines Sommertages. 

Wiesen sind gut fürs Auge, für die Nase, für die Neugier und fürs Gemüt.  Wiesenbaden ist viel schöner als Waldbaden. Man muss die Zeit nutzen. 

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