Träume zu Papier bringen

„Scheiß KI Bild“ las ich heute zum Frühstück wieder in FB. Stimmte, es war ein grottenschlechtes hingeschludertes Bild eines zerfallenen Lost Places mit lauter nicht erkennbaren Objekten. Unter „leider gut“ fielen allerdings die Bilder von Bruce Springsteen in einem seiner 2025 Konzerte, die ihn mit einem jungen Mädchen auf der Bühne zeigten, die er angeblich aus dem Publikum heraus gepickt hatte und mit der er ein herzzerreißendes Duett sang. Diesen Vorfall hat es nie gegeben. Nun muss man fairerweise sagen, dass diese Bilder auch vor der KI mit einem engagierten und ausgebufften Photoshop Profi möglich gewesen wären.

KI Programme wie z.B. Midjourney machen tatsächlich entweder „Scheiß“ oder sie verlangen ein riesiges Stück Arbeit und das Know How, um sie nicht nur zu nutzen, sondern sie zu beherrschen. Vor lauter Regenwetter habe ich in der letzten Zeit an zwei KI unterstützen Kalendern gearbeitet. Ich nutze Midjourney und Photoshop, um Träume und Fantasien zu Papier zu bringen, die ich gerne zeichnen würde – wenn ich es denn könnte.

Spoiler: Wer sich so gar nicht für KI Bildgestaltung interessiert, besser aufhören zu lesen. Ich hab zwar versucht, es launig zu halten, aber es geht ein wenig ins Detail. Auch ohne über Befehle, Stilreferenzen und oder Stilprompts zu reden.

Als erstes entstand ein Kinderkalender mit fliegenden Hasen. Er erzählt Storys nicht von dieser Welt und aus einer ganz anderen Zeit. Ich bin ein absoluter Fan der Alice in Wonderland Illustrationen von John Tenniel, den Karikaturen Arthur Rackhams oder der Hasenschule. Und sowieso ein Fan von Hasen und Kaninchen. Im Stil der Illustrationen alter Kinderbücher schwingen sich meine Langohren also heldenhaft in den Himmel. Hier zwei Beispiele, vielleicht später mal mehr.

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Für einen Kalender braucht es 12 Motive. Dabei gilt es nicht nur, 12 super Ideen zum Thema zu haben, sondern sie auch stilkonsistent, aber abwechslungsreich auszuführen. Manchmal ist die KI dabei eher hinderlich als förderlich. Sie kann direkt störrisch sein, sich verweigern oder – bei Unlust – einfach machen, was sie will und Dinge erfinden. Ich bin kein Profi bei der Arbeit mit Midjourney. Ich taste mich da so durch. Hier mal ein Beispiel für sehr saubere KI Arbeit.

Bleiben wir mal kurz bei meinen „Wundersamen Gärten“. Es sollen farbenprächtige Bilder entstehen, mit Flora und Fauna, opulent und jedes soll etwas Merkwürdiges, Fantastisches oder Unrealistisches haben. Hier bin ich noch lange nicht so weit, wie ich es gerne hätte. Häufig bekomme ich die abwegigen Ideen gar nicht oder nicht stilkonsistent umgesetzt.

Der Garten, in dem es begann und enden wird

Das ist der Ursprungsprompt. Ich prompte in Englisch. Es funktioniert in allen Sprachen der Welt, aber ich finde, dass der englische Text bessere Ergebnisse bringt. Who knows? A rose garden with roses in all colours. With a rose arch. A thin old tree. Dozens of birds, squirrels, martens. In the middle, an old white-haired woman with vines growing from her back. She works in the garden. Surrealistic. Rich in detail, elaborate. Iridiscent Fantasy opulence . –ar 3:2 –v 6.1

Ich habe 54 Entwürfe gebraucht, um genug Einzelteile zu haben, um dann in mühevoller Arbeit in Photoshop alles so zusammenzuführen, wie ich es mir vorstellte.

Ein paar von den kleinen Hürden und Hindernisse:

  • Midjourneys Kenntnisse der Flora und Fauna sind äußerst beschränkt. Nun war es mir ziemlich gleich, ob es ein Marder, ein Biber oder ein Wiesel war. Aber Vögel mit Marder Gesichtern waren dann doch zu viel.
  • Ein Bogen ist ein Bogen ist ein Bogen. Aus was der nun besteht, ist der KI egal. Da war ich zu unpräzise. Was ist denn auch ein Rosenbogen? Wurde hier präzise umgesetzt. Man muss aufpassen, was man sagt.
  • Wenn man einen Entwurf gut findet, aber eine „kleine“ Veränderung möchte, verändert sich immer wieder das ganze Bild.
  • Die ersten Frauen waren alle modelmäßig jung und mit feinsten Kleidern versehen. Ich wollte die Frau älter und die Kleidung schlichter. Das zweite machte sich die KI leicht. Sie schnitt einfach den ganzen Unterkörper der Frau ab – das nenn ich eine schlichte Lösung. Älter bestand darin, dass die weißen Haare immer länger wurden. Ich brauchte dutzende Prompts, um die Frau wieder auf die Füße zu bekommen. Da ich aber den „Älter“ Prompt nie entfernt hatte, hatte ich zum Schluss einen Totenschädel mit langen weißen Haaren. Aber es waren auch ein paar hübsche Vögel dabei, ein paar tolle Gesichter und eine Figur, die mir gefiel.
  • Jetzt begann die stundenlange Photoshop Arbeit. Zunächst müssen alle Entwürfe, die verwertbare Teile enthalten über einen Upscaler auf druckbare Größe gebracht werden.
  • Dann alles freistellen und in Farbe, Schärfe, Licht dem Hauptbild anpassen.
  • Im Hauptbild Platz schaffen, heißt die Hintergründe an den Einfügestellen ausreichend „leer“ machen.
  • Dann alles zusammenfügen und erneut anpassen.
  • Zum Schluss druckfertig machen: Größe kontrollieren und aufhellen ohne die Details zu verlieren.

Hier zur Erheiterung mal ein Zwischenergebnis so von halber Strecke, dass auf demselben Ursprungsprompt basiert, mit den o.g. erbetenen Veränderungen.

Könnte sein, dass mich dieses Projekt überfordert. Aber wer kann all das, was sich vorzustellen in der Lage ist, auch so zu Papier bringen? Mit welchen Methoden auch immer?

Ein Foto ist schon seit den ersten Bildbearbeitungsprogrammen nicht mehr einfach ein Foto. Schon seit Ewigkeiten nehmen Verlage keine unbearbeiteten Fotos mehr an. Wo beginnt die künstliche Intelligenz?

Ich bin festen Willens, mich in das neue Thema noch einmal wirklich einzuarbeiten und nicht hintendran zu bleiben. Es bedeutet Arbeit, es ist Lernen, Recherche, Trial & Error, Zeit. Das ist heute nicht mehr so einfach wie gestern. Aber Träume zu Papier zu bringen – das ist ein Traum von mir.

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