Chimären -SheCreatures

Ich war immer schon ein Fan von Fantasy, Märchen, Science Fiction. Fantasie über das hinaus, was alltäglich ist. Am meisten bewundere ich Weltenschöpfer. Autoren, die in der Lage sind ein ganzes, in sich verzahntes, funktionierendes System zu erfinden, das funktioniert. Marion Zimmer Bradley, Ursula K.Leguin, Frank Herbert …

Also liebe ich auch Wesen, die es so nicht gibt. Elfen, Trolle, Drachen, sprechende Hasen, fliegende Pferde, Katzenmenschen. In den langen Hitzetagen saß ich im Dunklen und erfand meine SheChreatures. Jede der Figuren hat eine Geschichte und einen Namen. Sie entstehen langsam, manchmal über Tage hinweg, aus verschiedenen Teilen. Sie gewinnen einen Charakter, Eigenschaften und verändern sich. Manchmal gar nicht in die Richtung, in die ich es vorgesehen hatte.

Sie entstammen einem Universum, in dem jeder alles sein kann. Nur entscheidet der Erfinder, der Kreateur über dieses Wesen, das dann sein muss, was es ist. Sein Leben lang. Meine Wesen sind Chimären. Chimären haben eine lange Tradition: die Sphinx, Centauren, Meerjungfrauen.

Aber gerade aktuell sind sie vielfach in der Diskussion, wenn es um medizinische Forschung geht.

Die Fliehende

Die Häsin

Was aber sind Chimären eigentlich?

Und was sind Hybriden, ein Wort, das auch synonym verwendet wird? Ist nicht unkompliziert. Wenn ich hier Unsinn erzähle, bitte Korrektur.

Jeder Mensch ist ein Hybrid. Ein Intraspecies Hybrid. Ist ja klar. Es braucht zwei Menschen, um einen neuen zu erzeugen.

Eine Mischung aus Pferd und Esel ist ein Interspecieshybrid. Ein Hybrid aus zwei verschiedenen Wesen mit unterschiedlicher genetischer Zusammensetzung. Untersucht man seine Gene, so findet man aber nicht Gene vom Pferd und Gene vom Esel, sondern einfach Maultiergene. Solche Hybride gibt es auch in freier Wildbahn. Kommt z.B. bei Großkatzen durchaus vor. Oder bei Kamel und Lama.

Bei Chimären finden sich nun aber nachweisbare Gene und Körperzellen zweier verschiedener Spezies. So entsteht bei jeder Transplantation von Mensch zu Mensch eine Intraspezies Chimäre. Und beim Einsetzen einer Schweineherzklappe entsteht eine Interspecies Chimäre.

Weshalb gibt es im Moment so einen Hype um Chimären in der wissenschaftlichen Forschung?

Eine der hoffnungsvollsten Forschungszweige für die Medizin ist die Stammzellenforschung. Stammzellen sind pluripotente Zellen, aus denen alles werden kann. Man findet sie bei Embryonen. Embryonen zu Forschungszwecken zu verwenden, ruft die Ethikräte der Welt auf den Plan. Die Lösung: Mithilfe des Kerntransfers überträgt man das Genom von Menschen in die Eizellen von Tieren. Da die tierischen Eizellen vor der Übertragung des menschlichen Genoms entkernt werden, enthalten die auf diese Weise gezeugten Embryonen letztlich über 99 Prozent menschlicher und weniger als 1 Prozent tierischer DNS. Und sie sind nicht entwicklungsfähig. Man nennt diese Zellen „Zybrids“.

Eine echte Chimäre ist aber die Ziege, in die man menschliche Gene eingeschleust hat. Sie erzeugt daraufhin den Blutverdünner Antithrombin. Statt den Wirkstoff kompliziert aus menschlichem Blut zu gewinnen, entnimmt man ihn nun einfach der Milch der Ziege. Das Medikament heißt in Deutschland „ATtryn“.

Im Moment werden in der Parkinsonforschung menschliche Neurone in das Gehirn von Weißbüschelaffen injiziert, es werden Chimären erzeugt.

Unnatürlich?

Unser Verständnis von Lebewesen ist tief in der jüdisch-christlichen Tradition verwurzelt, in der Gott den Menschen getrennt vom Tier schuf und der Mensch nicht „Gott spielen“ darf. Obwohl spätestens seit Darwin klar ist, dass eine Artenschranke eine zweifelhafte Angelegenheit ist. Es gibt Krankheiten, die diese Schranke überspringen. Mensch und Schimpanse teilen sich bis zu 99,4 Prozent des Erbgutes. Es gibt erstmals Beweise für einen horizontalen Gentransfer zwischen völlig unterschiedlichen Arten (da sind „Mavericks“ im Spiel, zu kompliziert für diesen Blog). Unser Unbehagen ist wissenschaftlich nicht begründbar.

Abstraktion, Vernunftfähigkeit, Sprachfähigkeit, Werkzeuggebrauch, Moral und ethisches Handeln, Bewusstsein, alles was – je nach philosophischem Ansatz – den Menschen vom Tier unterscheidet, lässt sich im Ansatz auch im Tierreich beobachten. Was kein Argument dagegen ist, dass es einen Evolutions-Sprung gegeben hat. Ist die Erschaffung von Chimären zum Nutzen des Menschen natürlich oder unnatürlich, zulässig oder unzulässig?

Im Reich der Fantasie

haben meine Chimären auf jeden Fall menschliche Eigenschaften und ein Bewusstsein. Sie sind entscheidungsfähig und empfindungsfähig. Und einzigartig.

Der endlose Traum

Die Löwin

Es gibt einige mehr in der nächsten Zeit.

3 Gedanken zu „Chimären -SheCreatures

  1. Intraspezies- Chimäre als Bezeichnung für jemanden, der eine Transplantation erhalten hat, finde ich heftig. Nach diesem Ansatz müsste man auch alle Empfänger einer Bluttransfusion so bezeichnen.
    Woher stammen denn die hübschen Bilder? KI vermute ich.

    1. Ist halt die wissenschaftliche Definition, eine Wertung ist ja nicht beinhaltet. Und ja, ein Bluttransfusionsempfänger ist eine zeitweise Chimäre. Die fremden Blutbestandteile werden nach und nach abgebaut.
      Teile der Bilder sind KI gepromted. Aber mehr Photoshop als KI.

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